Die saudischen Millionen sind verteilt, jetzt geht's demokratisch zu im Golf

Turniermitfavorit Rory McIlroy
Die Turnierserie aus der Wüste hat viel Staub aufgewirbelt, ab Donnerstag folgt mit den US Open ein spezieller Bewerb im Weltsport. Für manche wird er zur Strafe.

Man muss jetzt natürlich kein Mitleid haben mit jenem Golfer, der am Sonntag die 122. Ausgabe der US Open gewinnen und dafür nur 2,25 Millionen Dollar erhalten wird. Das nur ist wichtig an dieser Stelle.

Für den Triumph bei einem der vier wichtigsten Golfturniere kassiert man etwas mehr als die Hälfte jenes Betrages, der am letzten Sonntag Charl Schwartzel in London überwiesen worden war.

Der Südafrikaner gewann den Premierenbewerb der neuen LIV-Turnierserie, die vom Staatsfonds aus Saudi-Arabien finanziert wird und dementsprechend viel Kritik nach sich zieht.

Viele arrivierte Golfstars wurden mit üppigen Startgagen geködert und wenig später von der PGA-Tour für deren Turniere bis auf Weiteres gesperrt. Dass sie ab Donnerstag dennoch bei den US Open nahe Boston abschlagen dürfen, liegt daran, dass das dritte Major-Turnier der Saison nicht von der PGA-Tour veranstaltet wird, sondern vom Golfverband der Vereinigten Staaten USGA.

Die Konkurrenzserie aus der Wüste bestimmte dennoch den Vorlauf der US Open, bei denen mit Sepp Straka auch ein Österreicher abschlagen darf. Um unangenehme Situationen auf den Trainingsrunden zu vermeiden, wurden die Spieler der LIV-Serie von den anderen Profis so gut es geht getrennt.

Fragen gab es dennoch, aber nicht immer Antworten. Am ausdrucksstärksten gab sich der nordirische Superstar und Turniermitfavorit Rory McIlroy, der sich explizit für die PGA-Tour ausgesprochen hatte. Bereits vor Wochen hatte er gemeint, Entscheidungen, die rein aus finanziellen Gründen getroffen werden, seien selten die besten. „Man muss das größere Bild sehen. Es geht in diesem Fall nicht nur um Golf“, sagte er nun in Richtung der saudischen Sportveranstalter, die mit den Events sündteure Imagewerbung betreiben.

8.880 Quali-Teilnehmer

Da passt es ins Bild, dass nun eine der demokratischsten Sportveranstaltungen der Welt ansteht. Die US Open sind im Wortsinn ein offenes Turnier. 65 der 156 Startplätze werden vergeben in einer Qualifikation, der sich jeder Profi stellen kann sowie Amateure mit einem Mindest-Handicap von 1,4. Insgesamt 8.880 Spieler versuchten auf 109 Anlagen in den USA ihr Glück.

Für einen jungen Mann stellte die Qualifikation jedoch eine Strafe dar: John Eckert musste beim Ausscheidungsturnier in Kansas City antreten, nachdem er eine Wette verloren hatte. Er beendete seine Runde mit 112 Schlägen (40 über Par) und gab später an, dass sein Handicap irgendwo bei 20 liege. Warum er dennoch teilnehmen durfte? Er hatte sich einfach als Profi angemeldet. Den Status hat nur nie jemand überprüft.

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