Ein Segel-Duo auf dem schmalen Grat zwischen WM und Olympia

Eindrucksvoll: Barbara Matz und Thomas Zajac vor Auckland
Thomas Zajac und Barbara Matz müssen bei der Segel-WM in Auckland bereits an die Olympischen Spiele 2020 denken.

Es ist ein sehr schmaler Grat, auf dem Thomas Zajac wandelt. Im Sommer hatte sich der Wiener das Seitenband im Knie gerissen, ab Dienstag ist er in Auckland erstmals seit dieser Verletzung wieder bei einer großen Regatta mit seiner Vorschoterin Barbara Matz am Steuer. Bei der WM vor Auckland im segelverrückten Neuseeland muss der 34-Jährige das Risiko genau abwägen. „Da das Band abgerissen war, haben die Ärzte gesagt, dass es sechs Monate dauert, bis es voll verheilt ist. Ich bin jetzt bei der Hälfte und daher gibt es ein gewisses Risiko“, erklärt Zajac.

Besonders auf seinem Boot kann schnell etwas passieren. Der Nacra17-Katamaran foilt auf Rudern – das heißt, dass die beiden Rümpfe ab einer gewissen Geschwindigkeit aus dem Wasser kommen und das Boot auf den kleinen Carbon-Flächen gleitet (siehe Bild oben). Weil der Wasserwiderstand geringer wird, sind viel höhere Geschwindigkeit möglich. Aber auch viel schlimmere Unfälle. Zajac erklärt sein Dilemma: „Der Steuermann steht mit dem hinteren Fuß in einer Schlaufe. Wenn wir bei 60 km/h von den Foils ins Wasser fallen und abrupt abbremsen, dann geht das voll auf das Knie. Einmal haben wir uns überschlagen, weil ich nicht in der Schlaufe war.“

Ein Segel-Duo auf dem schmalen Grat zwischen WM und Olympia

Noch unsicher: Thomas Zajac, Bronzemedaillengewinner 2016 

Das Große und Ganze

Auch, wenn es um eine WM-Medaille geht und die gesamte Konkurrenz am Start ist, wollen Zajac und Matz nicht zu viel riskieren: „Wir dürfen nicht das große und übergeordnete Ziel aus den Augen verlieren. Das sind die Olympischen Spiele in Tokio.“ Ein Wettfahrtsieg in Auckland wäre eine weitere Verletzung acht Monate vor Olympia nicht wert.

Noch dazu haben Zajac/ Matz die Qualifikation für Tokio längst geschafft. Im Gegensatz zu einigen Top-Teams, bei denen es in Auckland um sehr viel geht. Nur noch vier Nationen-Tickets sind für Olympia zu vergeben. Bei einigen großen Segel-Nationen gibt es zusätzlich interne Ausscheidungen.

„Es werden einige Teams ihre Karten auf den Tisch legen müssen“, freut sich Zajac, der Olympia-Dritte von 2016. Damit hat das Tarnen und Täuschen ein Ende und werden viele Kameras auf die Boote gerichtet sein.

Bei dieser WM kann man sich sowieso nicht verstecken. Segeln ist eine Volkssportart in Neuseeland. „Das Fernsehen überträgt alle Wettfahrten live. Und auf dem Wasser ist richtig viel Verkehr. Auch das Team des America’s Cup trainiert gerade vor Auckland. Es segelt gefühlt jeder Zweite hier.“

Ein Segel-Duo auf dem schmalen Grat zwischen WM und Olympia

Sicherheit geht vor

In Neuseeland ging es auch schon um die Zukunft der noch jungen Bootsklasse. Zajac war für Österreich bei der Abstimmung über Regeländerungen für die Olympia-Kampagne 2024 dabei. „Es geht vor allem um die Sicherheit. Die Ruder haben derzeit einen Flügel in T-Form. Künftig soll es ein L sein. Wir haben zu viele Verletzte mit Schnittwunden gehabt“, erklärt er. Bei der WM vor zwei Jahren kenterte das Boot eines Amerikaners, der beim Kontakt mit dem Ruder sogar vier Finger verlor. Der Österreicher erinnert sich mit einem Schrecken: „Wir waren in der Nähe und haben mitgeholfen, die Finger im Wasser zu suchen. Leider haben wir sie nicht mehr gefunden.“

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