Thiem und die Einserfrage
Dominic Thiem bleibt nach seinem ersten Major-Triumph die Nummer drei der Welt. Wäre es nach herkömmlichen Maßstaben gegangen, wäre Österreichs Topmann bereits die Nummer zwei. Doch nach dem auch die Tenniswelt beherrschenden Corona-Wahnsinn änderte auch die ATP ihre Regeln. Vorjahressieger Rafael Nadal fallen die Punkte nicht aus der Wertung und er bleibt nur deshalb hinter Djokovic und noch vor Thiem die Nummer zwei der Welt.
Doch ein Vorstoß nach vorne ist nur eine Frage der Zeit. „Dominic wird Nummer eins werden“, sagt sein Ex-Trainer Günter Bresnik. „Das ist unaufhaltsam. Die Wachablöse findet gerade statt und von der neuen Generation ist Dominic einfach der beste Tennisspieler.“
Mit 27 Jahren ist Thiem kein Youngster mehr, aber könnte die besten Jahre noch vor sich haben. Auch, wenn beispielsweise Daniil Medwedew (24), Stefanos Tsitsipas (22) oder Zverev (23) jünger sind, darf man beim Perfektionisten Thiem erwarten, dass er sich ebenfalls noch steigert. „Er hat Punkte geholt, wo man sie holen konnte, hat mehr als 9.000 Punkte, was oft schon zur Nummer eins gereicht hat“, sagt Ex-Profi Alexander Antonitsch. „Er stand bei den Australian Open im Finale und holte jetzt den Titel, viel mehr Punkte kann man nicht machen. Die Einserfrage ist die logische Folge, wichtiger sind aber Titel.“
Thiem und die Entwicklung
Der Lichtenwörther machte jedes Jahr einen Schritt nach vorne. Vor allem mit den ungewohnten Bedingungen in New York kam der 27-Jährige sehr gut zurecht. „Freilich, wären mir 20.000 Zuschauer im Arthur Ashe Stadium lieber. Das Leben in der Bubble ist auch nicht immer einfach. Aber so konnte man sich total auf den Tennissport konzentrieren.“
Thiem hat in den vergangenen Jahren an Reife gewonnen, trifft selber die Entscheidungen. „Er ist längst erwachsen geworden, das gefällt mir“, sagte selbst Günter Bresnik vor zwei Jahren, von dem sich Thiem geschieden hat – als Trainer und Manager. Die Reifeprüfung auf den Courts hat er längst abgelegt. Seit dem Finalsieg in Flushing Meadows, bei dem er 0:2 in Sätzen mit Break zurückgelegen war, ist er Vorzeigeschüler.
Thiem und die Finanzen
Drei Millionen Dollar hat Thiem mit seinem US Open-Erfolg verdient, insgesamt hält er bei einem Karriere-Preisgeld von fast 27 Millionen Dollar (rund 22 Millionen Euro). Jedoch: Mit Sponsorengeldern verdient Österreichs Ass jährlich mittlerweile rund 20 Millionen Euro. Zahlreiche Immobilien, in die der Ausnahmesportler mit Weitblick investiert, sichern sein Vermögen ab.
Thiem und die Zukunft
Wann sieht man Dominic Thiem wieder? „Ich werde jetzt einmal den Erfolg genießen, dann langsam auf das nächste Ziel hinarbeiten.“ Das nächste Ziel ist wieder ein großes, schon in zwei Wochen (ab 27. September) stehen in Paris die French Open an. Und dort ist Thiem neben Seriensieger Nadal der Topfavorit. „Man kann Thiem in Paris um 3 Uhr in der Nacht wecken, dann spielt er sein bestes Tennis“, sagt Antonitsch, „aber wichtig ist, dass er jetzt den Triumph genießt und die Akkus wieder auflädt.“
In Österreich wird man Thiem auch bald sehen. Am 26. Oktober starten die Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle mit Thiem als Titelverteidiger.
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