Definitiv, wenngleich ich 1995 gegen Filip Dewulf gewinnen hätte müssen. 1988 hätte ich im Normalfall gegen Horst Skoff auch gewinnen können. Aber damals war ich krank, hätte ich gar ich antreten dürfen. Ich bin zuvor in der Wiese gelegen und habe nicht gewusst, wie ich den nächsten Schritt machen soll.
Sie sind aber trotzdem angetreten zu einem Spiel, das der legendäre ORF-Kommentator dann als Behinderten-Finale bezeichnete ...
Weil mich erstens die Turnierleitung gebeten hat, zu spielen, weil 10.000 in der Halle waren und es ein Österreicher-Finale war und weil ich mir nicht nachsagen lassen wollte, der traut sich nicht gegen Skoff spielen. Es war bitter, auf den Platz zu gehen und zu wissen, dass man niemals gewinnen kann.
Skoff und Sie waren Typen. Fehlen diese heute generell?
Das wird immer wieder gesagt. Aber heute ist alles schwieriger. Erstens gibt es diese politische Korrektheit, dass man gewissen Dinge nicht mehr darf. Zudem wird alles steril in der Abwicklung. Ich habe vor zehn Jahren schon gesagt, dass die Entwicklung des Internets bedenklich ist. Wenn du einmal nicht acht gibst, erntest du in den sozialen Medien sehr schnell einen Shitstorm. Die Freiheit, Dinge zu sagen, ging verloren. Wenn du nicht aufpasst, kriegst du links und rechts die Watsch’n.
Medial zuletzt nicht allen Tennisfans grandios weggekommen ist Österreichs Topmann Dominic Thiem. Was trauen Sie ihm bei seinem Comeback zu?
Ich glaube, dass er 2023 wieder dorthin zurückkommen wird, wo er war. Nächstes Jahr wird es enorm schwierig. Man muss sich nur das Ranking anschauen, wenn die Covid-Punkte wegfallen, wird ungefähr Nummer 60 der Welt sein. Wenn er bei den Australian Open das Achtelfinale nicht verteidigen kann, und am Anfang wird es schwierig, liegt er auf einem Rang um 100. Und von dort kommt er nicht einmal in alle Hauptbewerbe. Er muss sich erst an alles wieder gewöhnen, durch diese Verletzung hat gewissermaßen eine Zwangsentwöhnung stattgefunden. Das tägliche Training oder die Matchpraxis, alles muss erst wieder kommen. Das geht nicht von heute auf morgen. Ich habe nach meiner Verletzung (Kreuzbandriss am 31. März 1989, Anm.) auch länger gebraucht, habe das restliche Jahr mit enormen Scherzen gespielt, es hat länger gedauert, bis ich wieder oben war.
Thiem sagte, dass er nach seinem Titel bei den US Open in ein Loch gefallen ist. Können Sie dies nachvollziehen?
Ja, das kann ich. Er hat alles für das große Ziel geopfert, dass es ausgerechnet bei den US Open passiert und nicht, wie man erwarten konnte, bei den French Open, kam wohl auch für ihn überraschend. Er hat plötzlich ein Karriere-Ziel erreicht. Obendrein ist da auch die Erwartungshaltung der Fans enorm gestiegen. Das erzeugt Druck.
Sie hatten diese Phase 1991, oder?
Richtig. Die Jahre zuvor waren extrem aufreibend mit dem guten Jahr 1988, der Verletzung, dem Comeback und dem erfolgreichen Jahr 1990. Da kam es auch zum Streit mit Ronnie Leitgeb. Ich war ausgebrannt und leer, habe als DJ gearbeitet, zugenommen und mit dem Rauchen begonnen.
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