Tennis-Ass Ofner und die mediale Aufmerksamkeit: "Noch immer zu wenig"
Er ist in eine neue Atmosphäre eingetaucht. In eine neue Welt. Genau vor einem Jahr spielte Sebastian Ofner im portugiesischen Oeiras gegen Herrn wie Andrea Vavassori oder Petr Nouza. Die Challenger-Tour, die er im Vorjahr verließ, wird nicht umsonst die Challenger-Mühle genannt. Bei einem Turnier sahen gar bei einem Endspiel nur vier Hansln zu.
Tennissand von gestern. Vor dem Abflug nach Barcelona, wo am Samstag unter Beisein von Rafa Nadal die Auslosung für das mit fast 3 Millionen Euro dotierte Event stattfand und er selbst den Russen Pavel Kotow zugelost bekam,, sprach der KURIER mit Österreichs Aufsteiger und Coach Steve Rettl. „Auf der Tour hat sich alles geändert, die Hotels, die Anlagen oder die Trainingsmöglichkeiten sind viel besser. Und auch die Trainingspartner“, sagt Rettl, der mehr als 30 Wochen mit Ofner unterwegs ist und nun auch besser schläft. „Richtig cool ist, wenn man gegen die Besten auf großen Courts vor vielen Fans spielt“, sagt Ofner, der die Aufbauarbeit auch unter Wolfgang Thiem absolviert. Physio Stefan Trost und Konditrainer Georg Mrkvicka waren ebenso für den Aufstieg Ofners mitverantwortlich.
Jahrelang wurde dieser auch vom Österreichischen Tennisverband (ÖTV) ausgebildet. „Es ist schön zu sehen, dass sich dieser Aufwand letztlich gelohnt hat und er es so weit gebracht hat“, sagt ÖTV-Präsident Martin Ohneberg. „Ofi hat sich 2023 endlich für seine harte Arbeit belohnt und kann die Turniere spielen, die er spielen wollte. Ich wünsche ihm, dass es noch weiter nach vorne geht“, sagt ÖTV-Sportchef Jürgen Melzer.
Und da weiß man im Team Ofner selbst, wo er sich verbessern kann. „In allen Bereichen“, sagt Rettl. „Aber vor allem muss er im Spiel offensiver werden, mehr nachgehen.“
Fehlt also der Killer-Instinkt noch? „Ich könnte noch einiges besser machen, aber das Nachgehen ist definitiv ein großer Punkt. Ich muss den Gegnern mehr zum Nachdenken geben, mehr Druck auf sie ausüben. Aber das ist ein langer Prozess. Wenn man es über Jahre hinweg fast nie macht, dauert es“, sagt Ofner, der auch immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen wurde.
Auch abseits der Courts wirkt der sympathische Steirer eher zurückhaltend. „Natürlich kann ich beim Training mal ausrasten oder beim Match, aber ich bin eher auf der ruhigeren Seite. Ich führe zwar viele Selbstgespräche, wenn ich mich ärgere, aber dass ich richtig ausraste, ist selten.“
Verständnis für Thiem
Auch drängt er nicht die Medien. „Es gibt jetzt viel mehr Interviewanfragen und mehr Berichte. Aber ich glaube, es ist trotzdem zu wenig, immerhin habe ich das Ranking schon länger und Tennis ist doch eine Weltsportart“, reklamiert Ofner, der seit sieben Monaten ständig in den Top 50 steht und derzeit auf Rang 44 parkt, (berechtigt) mehr Aufmerksamkeit für sich.
Dass Dominic Thiem, der ab Montag in München wieder in einem Hauptbewerb eines ATP-Turniers steht, mehr Aufmerksamkeit bekommt, stört Ofner indes weniger. „Das ist normal, Dominic war jahrelang ein Weltklassespieler, der einzige in Österreich. Da ist es klar, dass ein großes Interesse herrscht. Vor allem jetzt, wo er selber zu kämpfen hat, wollen alle wissen, was los ist.“
Selber denkt er wenig daran. „Tennis ist eine Einzelsport, da muss ich für mich das Beste herausholen.“
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