Sensation? Chinas erster großer Titel im Herren-Tennis

Sensation? Chinas erster großer Titel im Herren-Tennis
In Dallas schlug der 23-Jährige Wu Yibing nach Abwehr von vier Matchbällen Lokalmatador John Isner. Auf den Spuren des chinesischen Tennissports.

Wu Yibing hat in Dallas sein Tennis-Märchen vollendet und für China Geschichte geschrieben. Der 23-Jährige holte am Sonntagabend nach einem fast dreistündigen Krimi gegen John Isner (USA-5) den ersten ATP-Titel für sein Heimatland überhaupt. Wu wehrte vier Matchbälle ab und verwertete seinen fünften zum 6:7 (4), 7:6 (3), 7:6 (12). Den ersten Matchball hatte er schon bei 5:6 im zweiten Satz abgewehrt.

Historisch

Wu war als Nummer 97 ins Turnier gestartet und wird ab Montag auf ATP-Platz 58 aufscheinen. So weit oben war vor ihm ebenfalls noch kein Chinese im ATP-Ranking nach oben geklettert. Dieser spezielle Erfolg war nicht absehbar, weil Wu noch vor einem Jahr auf Rang 1.860 gelegen war. Allerdings gewann er 2017 bereits das Juniorenturnier bei den US Open.

Noch größere Hoffnung

Die Chinesen verfügen bei den Herren über mehrere Spieler im erweiterten Spitzenfeld. Mit Zhizhen Zhang (Nummer 92) verfügt das Land über einen weiteren Top-100-Spieler, vom erst 18-jährigen Juncheng Shang werden Wunderdinge erwartet. Er liegt im Ranking auf Rang 165. Er war bereits vor zwei Jahren die Nummer eins der Welt bei den Junioren, obwohl in China viel in den Tennissport investiert wird, lebt und trainiert Zhizhen an der prestigeträchtigen IMG Academy in Bradenton (Florida).

Aufschwung vor 20 Jahren

Chinas Aufschwung im Tennissport begann bereits vor 20 Jahren. Im Oktober 2004 gewann Li Na in Guangzhou als erste Chinesin überhaupt ein WTA-Tennisturnier. Im August davor hatte es durch Sun Tian Tian/Li Ting im Frauen-Doppel  in Athen das erste Olympia-Gold Chinas in dieser Sportart gegeben. Es war der Beginn des Aufstiegs des chinesischen Tennis' gewesen, alleine Li Na gewann in der Folge insgesamt neun WTA-Tour-Titel. Und sie krönte ihre Leistungen 2011, als sie als erste Spielerin ihres Landes bei den French Open einen Grand-Slam-Titel holen konnte 2014 triumphierte sie zudem bei den Australian Open.

Keine Parteigängerin

In China haben Athleten freilich eine klar definierte Rolle: Sie kämpfen für die Volksrepublik und für die Partei. Li Na war aber in der Folge eine der wenigen, die sich nie in die klassische Rolle pressen lassen wollte. Vielmehr verbuchte die heute 40-Jährige ihre Siege als "persönliche Erffolge". Gerade weil sie sich nicht in eine Rolle pressen lassen will, und nicht Propagandasprüche nachplappert, wird sie von ihren Fans gefeiert. Aber Li Na versucht nicht gezielt eine kritische Position zu vertreten. "Ich will einfach nur Sport machen, und mir nicht reinreden lassen", sagt sie.

Causa Peng Shuai

Der Fall Peng Shuai hatte Anfang November 2021 weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Die ehemalige Weltklasse-Spielerin hatte im chinesischen Online-Dienst Weibo dem früheren chinesischen Vize-Regierungschef Zhang Gaoli vorgeworfen, sie zum Sex gezwungen zu haben. Der Beitrag wurde rasch von den chinesischen Behörden zensiert, Peng selbst wurde fast drei Wochen lang nicht in der Öffentlichkeit gesehen.

Obwohl sich Peng später von den Vorwürfen distanzierte, herrscht nach wie vor Sorge um das Wohlergehen der Chinesin. Die WTA hatte alle ihre Turniere in China vorerst aus dem Programm genommen.

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