Das Brüder-Duell Kroatien – Serbien ist gleichzeitig ein Vergleich früherer Feinde. Kroatien hatte 1991 seine Unabhängigkeit von Jugoslawien erklärt, worauf die von Serbien dominierte jugoslawische Armee dagegen vorging. Vier Jahre Krieg, Leid und Flucht waren damals die Folgen.
Keine Grenzen
Der Serbe Novak Djoković hat oftmals betont, sich als Sportler nicht mit Politik zu befassen. Anders als manche seiner Fans hat er mit Kroatien kein Problem. Djokovićs Mutter ist im heutigen Kroatien geboren, der kroatische Tennis-Star aus den 90ern, Goran Ivanišević, ist in seinem Betreuerteam. Internationale Erfolge Djokovićs werden oft auch in Kroatien bejubelt.
Umgekehrt gefällt in Serbien nicht jedem, dass der "Djoker" bei internationalen Fußball-Turnieren offen das kroatische Team unterstützt. In den Medien, die der nationalistischen serbischen Regierung nahestehen, hagelte es 2018 heftige Kritik.
Allzu gern stellen diese Medien Djoković als "ihren" serbischen Helden dar. Die Unterstützung des kroatischen Nationalteams gilt dabei als Makel, ähnlich wie die Verpflichtung von Ivanišević.
Der frühere serbische NBA-Spieler Darko Milićić hatte seinen Landsmann für die Zusammenarbeit mit dem Kroaten heftig kritisiert. Das sei eine "Beleidigung der Fans", zitierte ihn das Boulevardblatt Informer. Djoković stelle damit seine "Liebe für Kroaten" zur Schau, er solle aber an seine serbischen Anhänger denken "die während des Krieges missbraucht und vertrieben wurden oder ihre Liebsten verloren".
Als Goran Ivanišević in den Neunzigern, während und nach den Balkankriegen seine beste Zeit hatte, wurde er von der kroatischen Politik instrumentalisiert, mit nationalistischen Symbolen abgebildet. "Er hat brav mitgemacht", sagt Džihić. "So was brauchte man damals."
Fehltritte
Djoković hat sich in der Gegenwart (auch abseits von Impfdiskussionen) Fehltritte geleistet, etwa den Besuch beim umstrittenen separatistischen Präsidenten des bosnischen Landesteils Republika Srpska, Milorad Dodik. "Ich denke nicht, dass er damit provozieren will", sagt Džihić mit dem Hinweis, dass es ein "ziemlich großer Druck" auf den Schultern eines Sportlers sei, wenn er von der Politik am Balkan instrumentalisiert werde. "Er ist kein Politologe oder Sozialwissenschaftler", sagt Džihić, "aber vielleicht der beste Tennisspieler aller Zeiten".
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