Niederlage gegen Hanfmann: Thiem scheitert im Kitz-Viertelfinale
Der letzte Ball, den Dominic Thiem bei diesen Generali Open schlug, stand sinnbildlich für seine Performance in Kitzbühel. Ein Vorhandball ohne Bedrängnis, normalerweise für die frühere Nummer drei der Welt eine einfache Fingerübung, flog weit ins Aus und besiegelte die Viertelfinal-Niederlage gegen Yannick Hanfmann.
Es wird für den Österreicher nur ein schwacher Trost sein, dass er zumindest das große Ziel erreicht hat, das er sich für das Heimturnier ausgegeben hatte. "Ich will den Leuten eine Show bieten", hatte Thiem in Kitzbühel gemeint – und das ist dem 28-Jährigen mit Sicherheit gelungen.
Fehlendes Vertrauen
Denn die Tennispartien mit Dominic Thiem in Kitzbühel waren alles andere als eintönig und emotionslos. Auch wenn es dem Niederösterreicher vermutlich anders lieber gewesen wäre. Aber aktuell ist Thiem noch nicht in der Verfassung, seine Gegner abzuservieren und die früheren Pflichtsiege einzufahren. Dafür fehlt ihm nach seiner monatelangen Wettkampfpause noch schlicht zu viel: Matchpraxis und Sicherheit, das Vertrauen in die eigenen Schläge, nicht zuletzt das Selbstverständnis, in den wichtigen Momenten das Richtige zu tun.
Deshalb passierte es dem US-Open-Sieger dieser Tage in Kitzbühel auch so oft, dass genialen Schlägen mitunter erschreckende Fehler folgen. Auch im Viertelfinale gegen den Deutschen Yannick Hanfmann durchlebte Thiem ein stundenlanges emotionales Auf und Ab, ehe er nach einer witterungsbedingten Pause vom Regen in die Traufe kam und in drei Sätzen verlor – 4:6, 6:3, 4:6.
Es hätte erst gar nicht so weit kommen müssen, denn diese Niederlage gegen den 30-jährigen Deutschen wäre durchaus vermeidbar gewesen. Im ersten Satz ließ Thiem beim Stand von 3:2 drei Breakbälle liegen, während sein Gegner gleich seine erste Chance nützte und mit 6:4 die Oberhand behielt. Schon in dieser Phase gingen dem Österreicher die Vorhandschläge nicht wirklich leicht von der Hand. Thiem unterliefen etliche leichte Fehler, am Ende sollte er im gesamten Match nur einen Vorhandwinner schlagen.
Im zweiten Satz schien die Partie dann eine Wende zu nehmen. Thiem knöpfte seinem Gegner früh den Aufschlag zum 2:0 ab und präsentierte sich plötzlich stabiler und souveräner. Der verdiente Lohn für die Leistungssteigerung war der Satzgewinn mit 6:3.
Große Sicherheit und Lockerheit verlieh das 6:3 dem Lokalmatador aber nicht. Im Entscheidungssatz war Hanfmann der stabilere Spieler, der mit einer psychologisch wichtigen 5:4-Führung in die 45-minütige Regenpause ging.
Der Druck, der nach dem Wiederbeginn auf Dominic Thiem lastete, sorgte beim Österreicher für ein zittriges Händchen. Er begann gleich mit einem Doppelfehler und lag schnell 15:40 zurück. Die ersten beiden Matchbälle konnte Thiem noch abwehren, dann kam die verschossene Vorhand und das Heimturnier war für den Gewinner von 2019 zu Ende.
Sein Finalgegner von damals ist derweil immer noch im Turnier. Der Spanier Albert Ramos Viñolas zog mit einem souveränen Zweisatzerfolg gegen seinen Landsmann Pedro Martinez ins Halbfinale ein. Dort trifft er am Freitag auf Landsmann Roberto Bautista Agut, der den Tschechen Jiri Lehecka in drei Sätzen bezwang. Hanfmann bekommt es mit dem jungen Österreicher Filip Misolic oder dem Serben Dusan Lajovic zu tun. Dieses Spiel wird aufgrund des Regens erst am Freitag ab 11 Uhr ausgetragen.
"Spiel ist schwächer geworden"
"Die Regenpause war sicher ein bisserl zu einem schlechten Zeitpunkt aber, das war für beide gleich. Im Endeffekt war es einfach so, dass mein Spiel auch von Tag zu Tag ein bisserl passiver, schwächer geworden ist", analysierte Thiem. "Es ist mir nicht ganz gelungen, dass ich die Handbremse löse. Es ist richtig bitter, das Match zu verlieren."
Dennoch sei es auch normal. "Es waren für meine Verhältnisse viele Matches in den letzten Wochen, da ist das Spiel ein bisserl schwächer geworden." Nun will er vor dem US-Trip eine gute Trainingsphase einlegen. Sein Programm steht jetzt fest: Cincinnati, Winston-Salem (Wildcard) und die US Open und auch beim Grand-Slam-Turnier erhält er als Sieger von 2020 eine Wildcard. "Es ist Wahnsinn für mich, dass ich das "protected" (ranking) für ein anderes Turnier verwenden kann." Das Masters-1000-Turnier in Montreal lässt er aus.
"Ich werde noch einmal einen guten Trainingsblock setzen, den ich jetzt auch brauche." Und dann will er mit noch besserer Form zurückkehren, auch an die Stätte seines bisher größten Triumphes in Flushing Meadows.
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