Impfdebatte um Dominic Thiem wird zum nationalen Politikum

TENNIS: PK MIT DOMINIC THIEM
Die Aufforderung des Gesundheitsministers, Österreichs Tennisstar solle sich impfen lassen, lässt die Wogen hochgehen. Prompt steigen auch FPÖ und SPÖ in die Diskussion ein.

Er ist der große Abwesende in der Wiener Stadthalle, doch auch an Tag drei der Erste Bank Open war Dominic Thiem das Gesprächsthema. Österreichs Tennisstar bereitet sich gegenwärtig auf das Comeback nach seiner Handgelenksverletzung vor. In welcher Form der 28-Jährige im Jänner nach Australien reisen wird, ist ebenso unklar wie mit welchem Impfstatus.

Der US-Open-Sieger von 2020 hatte vor Wochen erklärt, am liebsten auf einen – noch nicht zugelassenen – Totimpfstoff warten zu wollen. Mit der Aussage löste er eine nationale Debatte aus, in die sich am Mittwoch nun auch der Gesundheitsminister eingeschalten hat. „Ich kann nur Dominic Thiem auffordern, dass er sich impfen lässt“, erklärte Wolfgang Mückstein auf Puls24.

Politischer Hickhack

Auch bei Jüngeren und Sportlern gebe es Long-Covid, betonte der Minister, „und wir haben auch knapp 30-Jährige auf der Intensivstation liegen, so ist es nicht“. Totimpfstoffe werden zudem frühestens 2022 zu haben sein, „und es gibt keinen Hinweis, dass er irgendwelche Vorteile gegenüber den jetzigen Impfstoffen hat“.

Einen Tag später fühlte sich Mückstein bemüßigt klar zu stellen, Thiem heute früh gleich einen Brief geschrieben zu haben, in dem er ein persönliches Gespräch anbiete, sollte er Unsicherheiten aus dem Weg räumen wollen. Selbstverständlich rate er als Arzt zu der Impfung, diese sei aber eine "höchstpersönliche Entscheidung".

Politisches Kapital aus der Debatte will auch die FPÖ schlagen. Klubobmann Herbert Kickl kritisierte den Impfappell von Mückstein an Thiem scharf. „Es steht dem Gesundheitsminister schlicht nicht zu, hier wie ein Allwissender aufzutreten“, sagt er.

Und auch SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner schaltete sich in die Debatte ein. In einem Tweet lädt die Medizinerin den vormaligen US-Open-Sieger zu einem Impfgespräch ein: "Denn zur Impfung muss man überzeugt werden, nicht gezwungen", so Rendi-Wagner in Richtung von Mückstein. Impfen sei wichtig. Aber Nicht-Geimpfte persönlich unter Druck zu setzen, sei der falsche Weg, glaubt Rendi-Wagner.

Die strengen Einreisebestimmungen in Australien könnten die Pläne von Dominic Thiem ohnehin durchkreuzen. Will er im Jänner in Melbourne aufschlagen, muss er aller Voraussicht nach schon bald vollständig immunisiert sein. Daher hatte der Niederösterreicher zuletzt betont, notfalls auch auf einen anderen Impfstoff zurückzugreifen.

In die Stadthalle darf Thiem als Zuschauer nicht rein, weil in Wien bei Veranstaltungen ab 500 Menschen die 2-G-Regel gilt. „Das sind die Gesetze“, heißt es von der Turnierleitung. Kommen dürfe er als getestetes Teammitglied eines Spielers.

Die Impfdebatte im Profisport wird nicht nur in Österreich geführt. In Deutschland hatte zuletzt Fußballprofi Joshua Kimmich für Schlagzeilen gesorgt. Der Bayern-Star erklärte, ebenfalls noch nicht geimpft zu sein, weil er „persönlich noch ein paar Bedenken“ habe, gerade „was fehlende Langzeitstudien angeht“.

Eine Impfaufforderung gab es nicht, SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte dazu: „Druck auf Spitzensportler ist falsch. Zur Impfung muss man überzeugt werden, nicht gezwungen.“ Im Fall von Joshua Kimmich wäre eine Impfung aber sehr wertvoll. Lauterbach: „Davon geht eine enorme Symbolwirkung aus.“

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