Thiem nur mehr die Nummer drei im Lande? Völlig egal
Harald Ottawa
05.02.24, 12:30Die Meldung des Tages betrifft die brandneue ATP-Weltrangliste: Siehe da, Österreichs Aushängeschild Dominic Thiem wurde von Jurij Rodionov überholt, der als Nummer 89 nunmehr einen Platz vor ihm liegt und ihn auf Platz drei im Lande verdrängte. Auswirkungen? Nein, ist auch völlig wurscht.
Dass eine Bestandsaufnahme, die gar nicht tiefgreifend sein muss, Thiem ohnehin nicht im besten Licht zeigt, ist nichts Neues. Thiem weiß selbst, was nicht klappt, spricht auch davon, dass er nicht mehr mit der Freude von guten Tagen in die Rallyes auf den Courts geht. Es ist irgendwo verständlich, wenn du ständig zittern musst, in die besten Hauptbewerbe zu rutschen. Eine Situation, die jahrelang undekbar war. Und dass Rodionov unter seinem neuen Trainer Gilbert Schaller, der es weiß, wie es geht, einmal im Ranking zweistellig wird, war abzusehen.
Thiem machte zuletzt viel richtig, trennte sich von seinem Trainer Ben Ebrahimzadeh, unter dem er statt besser schlechter wurde. Der Deutsche gilt als Top-Trainer, doch wieviele Fußballklubs hatten erstklassige Trainer – wenn das Zusammenspiel nicht klappt, muss man von einer Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses absehen. Vorher hatte er mit der Wahl auf das Konsortium von Fußball-Star Piqué ebenfalls kein glückliches Händchen bewiesen. Und Nicolás Massú war von Günter Bresnik Anfang 2019 als Touringcoach geholt, war aber nie ein großer Trainer. Erfolge 2020 kaschierten dies aber. Thiem macht nun nach einem kurzen Abstecher am Wochenende nach Oslo eine Pause. Dort hatte er schon länger für eine Exhibition zugesagt - und Thiem hält immer seine Versprechen.
Danach folgt die Aufbauarbeit unter seinem Vater Wolfgang, der ihn besser kennt als andere und am Aufstieg von Sebastian Ofner mitverantwortlich ist. Wolfgang Thiem weiß am besten, was sein Sohn braucht. Auch der Touringcoach soll ein alter Bekannter sein, der ihn schon von Kindesbeinen an kennt. Ob er jetzt Mate Delic heißt oder sonst irgendwie, ist zweitrangig – Hauptsache dieser weiß, wie man mit Thiem auf Reisen arbeitet. Wie Thiem schon sagte, kennt ihn dieser seit der Jugend. Das ist wichtig.
Dass Thiem nicht in Höchstform ist, zeigte er auch beim Davis Cup in Irland, wo er gegen die Nummer 935 zwar gewann, aber drei Satzbälle abwehren musste.
Es wird besser werden. Seine Aussage, dass er eine Fortsetzung einer Karriere am Saisonende überdenkt, sollte er nicht in den Top 100 stehen, muss nicht für bare Münze genommen werden. Man stelle sich nur vor, er rutscht im September auf Rang 150 ab und gewinnt am Jahresende ein großes Turnier. Aber gewiss, alles nur Hypothesen.
Wichtig ist, dass er wieder in die Umlaufbahn großer ATP-Turniere kommt. Dann wirds auch mit der Motivation wieder besser klappen. Die Grundvoraussetzungen sind einmal geschaffen
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