Letztes Grand Slam von Thiem: Die glorreiche Abschiedsgala in New York
Noch einmal in der größten Tennis-Arena angefeuert werden. Noch einmal vor einem Weltpublikum sein großes Potenzial zeigen können. Vielen Großen ist diese Ehre versagt geblieben. Dominic Thiem hat es sich verdient, am Montag gemeinsam mit seinem US-Gegner Ben Shelton die US Open im Arthur-Ashe-Stadium eröffnen zu können (18 Uhr MESZ, Sky, Joyn). „Ich versuche jeden Moment aufzusaugen“, sagt der 30-Jährige. Ob das 111. Grand-Slam-Spiel sein letztes wird? Wir blicken auf Thiems Grand-Slam-Karriere zurück.
Anfang 2014
Als 20-Jähriger tauchte Thiem erstmals bei einem Grand Slam auf. Als Nummer 136 der Welt musste er bei den Australian Open in die Quali. Sein erster Gegner war kein Stahlarbeiter, der Südafrikaner Rick de Voest hieß nur so. Thiem arbeitete sich über der Quali bis in die 2. Hauptrunde, wo gegen den den gesetzten Südafrikaner Kevin Anderson das Aus kam.
August/September 2014
Nach einem Sieg über den Spanier Feliciano López zog Thiem bei den US Open erstmals in ein Achtelfinale eines Majors ein. An seinem 21. Geburtstag wurden Thiem im Achtelfinale vom tschechischen Weltklassemann Tomas Berdych die Grenzen aufgezeigt. „Ich habe versucht, dass ich der bin, der am Drücker ist. Das ist mir viel zu selten gelungen“, resümierte Thiem nach der 1:6,2:6,4:6-Niederlage.
Mai 2015
Nach dem allerersten Titelgewinn in Nizza durfte man bei den French Open einiges erwarten. Umso enttäuschender war das Zweitrunden-Aus gegen den Uruguayer Pablo Cuevas. Besonders bitter: Thiem vergab bei der 6:7-5:7-7:6-5:7-Niederlage 20 Breakbälle.
Mai/Juni 2016
Ein Jahr später klappte es im Zebralook mit dem Durchbruch. Der 22-Jährige schlug im Viertelfinale der French Open den Belgier David Goffin 4:6, 7:6, 6:4, 6:1 und stand erstmals in einem Halbfinale eines Majors. Dort machte Thiem allerdings gegen Novak Djokovic nur sieben Games. Ein Glück war freilich, dass ihm mit dem Spanier Rafael Nadal der programmierte Achtelfinalgegner ausfiel (Handgelenksprobleme). Nadals Landsmann Marcel Granollers war leichter zu schlagen.
Mai/Juni 2017
Das zweite Halbfinale von Paris: Thiem revanchierte sich im Viertelfinale eindrucksvoll an Djokovic und zog den damals jedoch außer Form befindlichen Serben 7:6, 6:3 und 6:0 ab. Gegen Nadal im Halbfinale war er wiederum chancenlos.
August/September 2017
Thiem zog erneut ins Achtelfinale der US Open ein und war auch dort gegen einen angeschlagenen Argentinier Juan Martin del Potro, dem Sieger von 2009 auf der Siegerstraße. Einen Tag nach seinem 24. Geburtstag gewann er die ersten Sätze 6:1, 6:2, führte im vierten Satz und vergab dort zwei Matchbälle. Alles war angerichtet für den erstmaligen Vorstoß in die Top 5 im ATP-Ranking. Doch Del Potro bekam die zweite Luft und siegte in fünf Sätzen. Thiem sprach danach von einer „sehr schmerzhaften Niederlage“. Del Potro gab zu, dass er „im zweiten Satz schon aufgeben wollte.“
Mai/Juni 2018
Da war es – das erste Grand-Slam-Finale. Nach einem Halbfinalsieg über den Italiener Marco Cecchinato verlor Thiem in Paris aber in drei Sätzen gegen Nadal.
Mai/Juni 2019
Thiem zeigte erneut, dass er nach Nadal der beste Sandplatz-Spieler der Welt ist – eben nach dem Spanier. Im zweiten Endspiel bei den French Open gelang Österreichs Ass zumindest ein Satzgewinn. Heroisch war aber sein Halbfinalsieg über die damalige Nummer eins Djokovic, die er in fünf hochklassigen Sätzen eliminierte.
Anfang 2020
Djokovic ist der König von Melbourne, Thiem brachte ihn im Endspiel an den Rande einer Niederlage. Der Lichtenwörther führte mit 2:1 in Sätzen, unterlag aber 4:6, 6:4, 6:2, 3:6 und 4:6. Heroisch war sein Viertelfinalsieg über Nadal in vier Sätzen. Für Aufsehen sorgte er bereits in der ersten Turnierphase, als sich sein Team von Coach Thomas Muster etwas unsauber trennte. Dennoch war der erste Finaleinzug auf Hartplatz ein Riesenerfolg.
August/September 2020
Krönung einer großen Karriere: Bei den US Open, die coronabedingt ohne Fans stattfanden, drehte Thiem dieses Mal ein Match und damit den Spieß um: Nach klarem Rückstand schlug der damals 27-Jährige im Finale seinen Freund Zverev 2:6, 4:6, 6:4, 6:3, 7:6. „Am Ende war es nur noch Drama. Aber mit meiner ganzen Karriere, so wie alles gelaufen ist, hat der erste ganz große Titel so sein müssen“, jubelte Thiem an diesem denkwürdigen 13. September 2020.
Nach den US Open ging es abwärts, Thiem klagte über Motivationsprobleme, ehe ihn eine Handgelenksverletzung stoppte.
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