Dominic Thiem über Wimbledon: "Tennis spielt keine Rolle"

TENNIS-FRA-OPEN
Der Niederösterreicher relativiert die Streichung von Punkten in Wimbledon. Rafael Nadal zeigt Verständnis, Kritik kommt von Novak Djokovic.

"Behalten wir das Gesamtbild im Auge", forderte Dominic Thiem nach seinem Erstrunden-Aus bei den French Open gegen den Bolivianer Hugo Dellien. In der Frage, die der Niederösterreicher bei der Pressekonferenz nach dem Spiel beantwortete, ging es aber nicht um das Match oder seine sportliche Zukunft, sondern um die Entscheidung der ATP vom Freitag, Wimbledon die Punkte zu streichen. Zur Erinnerung: Der Grund für die umstrittene Aktion der ATP war die ebenfalls umstrittene Aktion der Veranstalter, russische und belarussische Sportler und Sportlerinnen auszuschließen.

"Es ist eine harte Entscheidung, die für manche Spieler wie (Matteo) Berrettini, Novak (Djokovic) oder (Marton) Fucsovics wahrscheinlich sehr schmerzhaft ist", sagte Thiem. "Aber was im Tennis passiert, spielt keine Rolle", relativierte er. Man müsse "das Gesamtbild im Kopf behalten". "Hoffen wir, dass der Frieden in der Ukraine zurückkehren wird."

"Falsche Entscheidung"

Einer der von Thiem angesprochenen, Weltranglisten-Erster Novak Djokovic, hat die Streichung der Weltranglisten-Punkte beim diesjährigen Rasenturnier in Wimbledon kritisiert. "Ich denke, es war eine falsche Entscheidung", sagte Djokovic am Montag in Paris nach seinem Erstrundensieg bei den French Open. Sein Widersacher Rafael Nadal hat ein ambivalentes Verhältnis zur Causa. "Am Ende verstehe ich beide Seiten", sagte der 13-fache French-Open-Sieger nach seinem 18. Erstrundensieg in Roland Garros (Bilanz: 18:0).

Djokovic ist von der Regelung ganz besonders betroffen, weil er als Titelverteidiger nun 2.000 Punkte und sehr wahrscheinlich auch seinen ersten Platz in der Weltrangliste verliert. Er sei aber froh, dass die ATP und die Spieler den Machern von Wimbledon deutlich gemacht hätten, dass ihre Entscheidung zum Ausschluss besagter Spielerinnen und Spieler falsch gewesen sei.

"Mittelweg"

Gleichwohl hätte sich der seit Sonntag 35-jährige Serbe eine andere Regelung gewünscht. "Ich denke, die ATP hätte auch einen Mittelweg finden können. Sie hätten die Punkte für dieses Jahr streichen, vom letzten Jahr aber einfrieren können", sagte Djokovic. Allerdings sei die gesamte Konstellation für alle Seiten sehr komplex. "Es ist eine Lose-Lose-Situation", sagte die Nummer eins der Welt.

"Ich habe keine klare Meinung", sagte Nadal. "Am Ende ist es nötig, dass es jemanden gibt, der die Entscheidungen trifft", erklärte der 35-Jährige. Man müsse die Entscheidung des ATP-Boards akzeptieren. "Ich respektiere ohne Zweifel den Standpunkt von Wimbledon, aber auf der anderen Seite verstehe ich die ATP, die ihre Mitglieder beschützt."

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