Wenn die Masken fallen: Die French Open zeigen ein neues Gesicht
Ein Blick in die Gesichter der Menschen, die in Massen die Anlage Roland Garros besuchen, genügt, um zu sehen, dass sich die Zeiten geändert haben. Weil auch ein Blick ins Gesicht wieder möglich ist nach Jahren der Pandemie.
Nachdem in den vergangenen Jahren entweder gar keine Besucher oder nur wenige Besucher (und dann nur mit Gesichtsbedeckung) dem Tennisgeschehen beiwohnen konnten, ist dieses Mal alles so wie zuletzt 2019. Das heißt fast alles. Man hat kräftig umgebaut im Südwesten von Paris. Das Mediencenter ist komplett neu, nachdem die Journalisten 2019 noch in ein Aushilfsquartier gesteckt worden waren. Auch Pressekonferenzen sind wieder möglich, die Stars werden nicht mehr nur auf Monitoren gezeigt. Authentizität statt Virtualität lautet das Motto.
Seit 2020 haben die Superstars endlich auch ein Dach über den Kopf, die French Open zogen als letztes Grand-Slam-Turnier nach, auch der Centre-Court Philippe Chatrier lässt sich nun bei Regen bespielen. Am Pariser Wetter hat sich nichts geändert: Am Montag ließ besagter Regen nur wenige Freiluftspiele zu, die Leute kamen dennoch. Zum Beispiel zum Match der vierfachen Grand-Slam-Turniersiegerin Naomi Osaka. Und sie werden sie ab sofort zumindest heuer nicht mehr in Paris sehen. Die Japanerin unterlag Amerikanerin Amanda Anisimova 5:7, 4:6.
Geändert hat sich dann noch was. Superstar Osaka erschien – zwar mit Verspätung – zur Pressekonferenz.
Das war im Vorjahr nämlich nicht so. Nachdem sie in der ersten Runde 2021 gewonnen hatte, pfiff sie auf den Medientermin und in Folge auch auf die Zweitrundenpartie, kassierte eine Pönale und war weg. Zuvor hatte sie noch über eine Statement verlautbar, unter Depressionen zu leiden.
Heuer stand sie Rede und Antwort, die am häufigsten gestellte Frage war, warum sie auf Sand so schlecht spielt. „Ich hatte in der Vorbereitung einfach zu wenige Matches.“ Und ein italienischer Journalist, der bei einer Nadal-Pressekonferenz schon einmal eingeschlafen war, fragte Osaka, ob sie ein Match lieber auf Sand oder Rasen, wo sie auch kaum gewinnt, spielen möchte? Die Antwort dürfte den Turnierveranstaltern weniger gut gefallen haben. „Eher Rasen, auch, weil Wimbledon das prestigeträchtigste Turnier ist.“
Gefallen fand die Neuerung, dass am Montag erstmals eine richtige Flutlichteinheit gespielt wurde: Osakas Landsmann Yoshihito Nishioka durfte Novak Djokovic fordern. Im vergangenen Jahr gab es auch schon Abendspiele, aber vor leerem bzw. halbleerem Haus. Und um 23 Uhr mussten die Fans wegen der Ausgangssperre heim.
Nachtschwärmer
Gestern wurde die erste offizielle Night-Session in Paris feierlich eröffnet. Damit nahm man Anleihen an die legendären und beliebten Nachtpartien bei den US Open und Australian Open, wo Matches gelegentlich bis 4 Uhr früh dauern. Im Gegensatz zu den anderen Majors ist aber nur ein Abendmatch pro Tag geplant.
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