Dominic Thiem nach Paris-Out: "Weit entfernt von einem Sieg"

Dominic Thiem nach Paris-Out: "Weit entfernt von einem Sieg"
Der Österreicher verliert auch in der ersten Runde der French Open gegen den Bolivianer Hugo Dellien deutlich in drei Sätzen.

Paris! Vielleicht ja doch Paris. Wo, wenn nicht in Paris? Nein, auch bei seinem Lieblings-Grand-Slam konnte Dominic Thiem nicht an alte Erfolge anschließen. Dort, wo er zwei Finale erreichte, und ebenso oft ins Semifinale eingezogen war.

Hugo Dellien war der Herr, der dieses Mal eine Nummer zu groß war. So eindeutig gewinnt der Weltranglisten-87. wahrscheinlich nur daheim die bolivianischen Staatsmeisterschaften. Thiem musste sich am Sonntag zum Auftakt der French Open nach etwas mehr als zwei Stunden mit 3:6, 2:6 und 4:6 geschlagen geben.

Dabei trug man seitens der Veranstalter den alten Erfolgen Rechnung, ließ man Österreichs Nummer eins auf dem drittgrößten Stadion von Roland Garros spielen, auf dem Court Simonne-Mathieu, den man 2019 in den angrenzenden botanischen Garten stellte. Aber Thiem konnte dort auch keine Bäume ausreißen, fand nur selten zu alter Blüte zurück. Vor allem wurde er von seinem Gegner zu oft gepflanzt.

Zu Beginn sah ja alles halbwegs gut aus, der 28-Jährige  stand zwar wieder weit hinter der Grundlinie, aber gelegentlich schien die Vorhand verbessert zu sein. Dazwischen gab es immer wieder sehenswerte Rückhand-Winner des Niederösterreichers, aber mit diesem Schlag gewinnt man Sympathien, aber keine Matches. Dellien wusste, wie man gegen den angeschlagenen Thiem spielt, fabrizierte kaum Fehler und spielte wesentlich klüger als sein prominentes Gegenüber.

In Thiems zweitem Aufschlagspiel war es soweit, da gelang dem gleichaltrigen Dellien das Break, das er nicht mehr aus der Hand gab. Das Publikum, das 5.000-Zuschauer fassende Stadion war bald fast voll, war auf der Seite von Thiem, bejubelte frenetisch jeden seiner Gewinnschläge. Der ließ sich aber nicht von den Fans treiben, reflektierte überhaupt nicht darauf und ärgerte sich lieber über Fehler.

Weiterer Absturz

Damit ist die Sache für Thiem ebenso schnell beendet wie im Vorjahr, als in der 1. Runde Pablo Andujar zu stark war. Die Punkte vom Viertelfinale des Jahres 2020 verliert Thiem nach diesem Turnier am 13. Juni. Dann wird es von Rang 197 zurück auf einen Platz um 370 gehen.

Aber Österreichs Nummer eins darf neun Turniere auf sein geschütztes Ranking zurückgreifen (Ranglisten-Platzierung vor der Verletzung). Wichtiger wird sein, dass er sein Team mit einem gar nicht unwesentlichen Teil verstärkt. Seit der Trennung von Günter Bresnik 2019 werkt Thiem nämlich ohne fixen Trainer. Der Chilene Nicolás  Massú wurde von Bresnik Anfang 2019 als Touring-Coach installiert, leistet dort auch grundsolide Arbeit und ist vor allem als Unterhalter brauchbar. Thiem hatte mit dem Chilenen große Erfolge (wie den US Open-Sieg 2020), weil er aber als Spieler perfekt ausgebildet war.

„Ich mache nichts anders. Das ist der Schlüssel. Mit einer gewissen Art des Trainings bin ich sehr erfolgreich geworden, also ist es Zeit, das Gleiche wieder zu tun, um wieder in die Spur zu kommen. Es wird noch ein paar Monate dauern, bevor ich bereit bin, wieder die Topleute zu schlagen.“

„Nach zehn Monaten ohne Spiel und mit einer schweren Handgelenksverletzung dauert es halt sehr lange, aber es kann sein, dass sich andere Spieler viel leichter tun.“

„Manchmal treffe ich während einer Rallye wirklich dumme Entscheidungen. Stopps oder im falschen Moment entlang der Linie. In einem Game heute habe ich vier oder fünf Vorhand-Returnfehler in Folge gemacht. Da habe ich mich gefragt: ´Was zur Hölle geht da ab, ich wollte ihn nur reinspielen'“

"Jeder sagt, dass man immer 10 bis 20 Prozent in der Garderobe liegen lässt, weil man nervös und angespannt ist. Bei mir geht es noch nicht einmal im Training perfekt. Ich kann nicht erwarten, dass es im Match passiert. Aber wenn ich ehrlich zu mir bin, war ich bei all den Matches, die ich gespielt habe, ziemlich weit von einem Sieg entfernt.“

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