Botschaft an einen Rassisten rüttelt an Federers tadellosem Image
Normalerweise funktioniert Roger Federers PR tadellos. Selten hat sich der Tennis-Superstar in seiner langen Karriere angepatzt. Oder besser gesagt gar nicht.
Beim Umgang mit den Fans gilt der Schweizer stets als äußerst geduldig, bei öffentlichen Auftritten wirkt er seit eh und je souverän - und vor allen Dingen taktvoll. Seine Gegner (gibt es solche überhaupt?) warten vergeblich auf einen Ausrutscher wie eben jenen, den sich der Rekord-Grand-Slam-Sieger nun leistete.
Verhängnisvolle Message
Ausgerechnet eine persönliche Botschaft, ein Kommunikationsmittel auf das Federer normalerweise kaum setzt, wurde dem 38-Jährigen zum "Verhängnis". Per TV-Sender Sky Australia beglückwünschte er am vergangenen Dienstag einen gewissen Alan Jones zu dessen "großartiger Karriere". Jones, der heute als Radio-Moderator arbeitet, gilt in seiner australischen Heimat als lebende Legende, hatte er doch mit großem Erfolg das Rugby-Nationalteam trainiert und auch abseits vom Sport für Aussehen gesorgt - etwa als Redenschreiber von ehemaligem Premierminister Malcolm Fraser.
Alles schön und gut, möchte man meinen. Wo ist der Haken? Was soll der nette Roger mit seiner Message verbrochen haben?
Rassist und Sexist
Alan Jones ist eine äußerst umstrittene Persönlichkeit. Seine Weltanschauung hat in der Vergangenheit ein ums andere Mal für Entsetzen gesorgt, hatte aber auch rechtliche Konsequenzen. Der heute 79-Jährige wurde für rassistische und sexistische Aussagen schon mehrfach wegen Diffamierung verurteilt.
So sagte er etwa 2012 über die damalige australische Präsidentin Julia Gillard, die seine Ansichten ganz und gar nicht vertrat, ihr Vater sei "aus Scham gestorben". Der Skandal hatte zufolge, dass mehr als 80 Sponsoren von seiner "Alan Jones Show" Abstand nahmen.
Attacke auf neuseeländische Präsidentin
Vergangenes Jahr schlug er in seiner Sendung Australiens Premierminister Malcolm Turnbull vor, er solle der neuseeländischen Präsidentin Jacinda Ardern, die er aufgrund eines Klima-Streits zwischen den beiden Ländern als "Clown" bezeichnete, "eine Socke in den Rachen schieben", sie in einen Sack stecken, diesen ins Meer werfen und nach Hause schwimmen lassen.
Jones ist übrigens ein Anhänger der sogenannten Galileo-Bewegung. Diese leugnet den Einfluss des Menschen am Klimawandel und bezeichnet ihn als orchestrierten Versuch der Eliten, eine neue politische Weltordnung zu installieren.
Feindbilder
Jones sind auch die Flüchtlinge ein Dorn im Auge, daraus macht er keinen Hehl. Jene aus dem Libanon bezeichnete er als Ungeziefer, das Australien und dessen Kultur unterwandere, vergewaltige und plündere.
Zuletzt sorgte er mit seinen Ansichten bezüglich der Corona-Pandemie für Kopfschütteln. Aus seiner Sicht sei diese eine "gesundheitliche Version des Klimawandels - also pure Übertreibung".
Am vergangenen Freitag soll Alan Jones zum letzten Mal auf dem Radiosender 2GB zu hören gewesen sein. Gesundheitliche Beschwerden hätten ihn zum Aufhören gezwungen. King Federer meinte es wohl gut mit seiner Farewell-Message - und trat leider in ein großes Fettnäpfchen. Auf eine Stellungnahme verzichtet er. Noch.
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