Wenn Laura Stigger etwas an ihrem Sport auszusetzen hatte, dann waren es diese steilen Bergauf- und Bergabpassagen. Es liegt zwar in der Natur der Sache, dass es im Mountainbiken holpriger zugeht, aber irgendwann wurden der Tirolerin diese immerwährenden Berg- und Talfahrten zu viel. "Ich will das nicht mehr", sagt Laura Stigger. "Die letzte Saison war für mich ein ständiges Auf und Ab. Ich muss dieses Jahr konstanter werden."
Nimmt man den Weltcup-Auftakt der Mountainbiker in Petropolis (BRA) als Maßstab, dann befindet sich die 21-Jährige auf einem guten Weg: Zweite im Short-Track, Vierte im Cross-Country – macht in Summe den dritten Platz im Gesamtweltcup.
"Vor dem Auftakt hatte ich keine Ahnung, wo ich stehe. Jetzt weiß ich, dass die Vorbereitung gut war", sagt Stigger vor den zweiten Weltcuprennen am Wochenende im deutschen Albstadt (live auf Red-Bull-TV).
Die junge Österreicherin war diese Wechselbäder ja bisher nicht gewohnt. In der Karriere von Laura Stigger ging es immer nur bergauf, Formschwankungen oder gar Talsohlen kannte sie nur vom Hörensagen. In den Nachwuchsklassen hat die Tirolerin alles in Grund und Boden gefahren (vier WM-Titel), dazu kam ein sensationeller Sieg bei der Straßen-Weltmeisterschaft 2018 in Innsbruck. Die Medien priesen sie mal als Ausnahmekönnerin und mal als Wunderkind, stets wurde nur in Superlativen von ihr geschwärmt.
Natürlich hatte Laura Stigger insgeheim gehofft, dass auch nach dem Umstieg in die Eliteklasse die Gegnerinnen nur ihr Hinterrad zu sehen bekommen, doch es war klar, dass es nicht in dieser Tonart weitergehen würde. Das Tempo ist im Weltcup höher, die Konkurrenz größer, die Distanz länger, der Fokus außerdem ein anderer. "Wir fahren im Weltcup zwar nur eine Runde mehr als in der U-23-Klasse, aber genau das macht den Unterschied. Du musst dir das Rennen und die Kräfte anders einteilen."
Die Seriensiegerin von einst sah sich plötzlich mit Rückschlägen und persönlichen Niederlagen konfrontiert. Die schmerzhafteste Bekanntschaft mit dem harten Boden der Realität machte Stigger im vergangenen Sommer bei Olympia. Von vielen war die Debütantin als Medaillenanwärterin gehandelt worden, doch die Tirolerin musste das olympische Cross-Country-Rennen vorzeitig mit Riesenrückstand beenden. "Im ersten Moment war ich damals extrem enttäuscht", gesteht sie.
Nebengeräusche
Sie sei in Japan nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte gewesen, wollte aber nicht auf den Olympia-Start verzichten, erklärte sie später. Früher im Nachwuchs hatte sie auch so gewonnen, "aber es zieht einem den Stecker, wenn man nicht bei hundert Prozent ist. Ich habe im letzten Jahr gelernt, dass ich mehr auf meinen Körper hören muss", sagt Stigger.
Gerade diese Saison muss sie hellhörig sein. Die Mountainbiker haben den dichtesten Kalender seit Bestehen des Weltcups, bei jeder Station müssen jeweils ein Short-Track- und ein Cross-Country-Rennen absolviert werden. "Im Vorjahr ist es mir selten gelungen, in beiden Rennen gut zu performen. Mittlerweile komme ich damit besser zurecht."
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