Sportstätten in Wien: Zwischen Hauptstadt und Schildbürgern

Sportstätten in Wien: Zwischen Hauptstadt und Schildbürgern
Wenn Österreichs Nationalelf im neuen Linzer Stadion antritt, wird der ORF erstmals bei einem Qualifikationsspiel nicht live im Bilde sein.

ORF-Experte Herbert Prohaska kann sich am 24. März Österreich – Aserbaidschan in Servus TV ansehen. Erst am 27. ist der ORF am Ball. Auch die zweite Quali-Partie (gegen Estland) wird in Linz ausgetragen. Und Wien?

Teamchef Ralf Rangnicks Vorschlag, das Rapid-Stadion wegen seiner prickelnden, die Gegner einschüchternden Atmosphäre auch zum Länderspiel-Schauplatz zu machen, löst in Hütteldorf wenig Begeisterung aus. Was der Deutsche nicht weiß: Schon die Heim-EM 2008 war Rapid-Ultras zuwider. Zum Zeichen des Protests ließen sie T-Shirts mit Aufdruck „Sch... EM“ produzieren.

Solang Rangnick nicht elf Rapidler aufstellt, wird sich im Block West dessen grün-weißer Kern kaum mit Rot-Weiß-Rot identifizieren. Violette Hardcore-Fans wiederum wollten Österreich in Austrias Arena nicht spielen sehen, obwohl dem Klub die ÖFB-Miete zum Verringern des (nicht zuletzt wegen des Stadionausbaus auf 70 Millionen angewachsenen) Schuldenbergs helfen sollte.

Wien ist eben anders. Auch was die Sportstätten-Situation betrifft. Der Bau eines Nationalstadions wird im Rathaus erst gar nicht angedacht, kennt doch Sportstadtrat Peter Hacker seine Wiener, die bei einer Bürgerbefragung wohl mehrheitlich Nein sagen würden.

Dass Wien zur Lachnummer in Fußball-Europa wurde, nachdem dänische Nationalspieler nach ihrem 2:1-Sieg ein schwarzes Loch im Rasen des 91 Jahre alten Happel-Stadions entdeckt hatten, ist neun Monate danach ohnehin vergessen. Und dass die Laufbahn im Prater-Museum nicht einmal mehr für Jedermann-Meetings taugt, regt außer Leichtathleten kaum wen auf. Auch der unweit vom Stadion gelegene kleine, aber feine Cricket-Platz ist nicht einmal für eine österreichische LA-Meisterschaft geeignet, weil die (relativ neue) Anlage in den Kurven zwei Laufbahnen weniger als auf den Längsseiten aufweist.

Die Vienna Capitals, die bezüglich Zugkraft hinter Rapid und Austria die Nummer 3 der Stadt sind, durften wochenlang nicht aufs Eis in der (im Gemeinde-Besitz befindlichen) Kagraner Halle. Wegen eines Defekts im Kühlsystem. Und von der Nummer vier im Publikumsranking, vom Wiener Sport-Club, wird gar nicht erst um eine Lizenz für die zweite Fußball-Bundesliga angesucht. Zu marod ist der traditionsreiche Sportplatz. Das Haupttribünendach wurde gerade noch entfernt, ehe das ein Orkan besorgt hätte. Ein Sturm der Entrüstung der Fans blieb aus. Auf der Friedhoftribüne nimmt man leidensfähig hin, dass die Umbaupläne einmal mehr zu Grabe getragen wurden.

Doch es gibt auch Positives. Anstelle des Dusika-Stadions ist eine prächtige Mehrzwecksporthalle im Entstehen. Nur kann die nie Schauplatz von großen Daviscup-Duellen sein. Zumal der Sporttempel um ein paar Meter zu nieder geplant wurde und nicht den internationalen Vorschriften entspricht.

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