Kogler kritisiert IOC: "Ist das ukrainischen Sportlern zumutbar?"

MINISTERRAT: KOGLER
Werner Kogler kritisierte erneut die IOC-Entscheidung, russische Sportler wieder zu internationalen Events zuzulassen.

Sportminister Werner Kogler hat im Interview mit dem Standard einmal mehr die Position unterstrichen, wie 34 andere Länder schwere Bedenken gegen das russische Comeback im Sport angemeldet zu haben. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) gibt als Empfehlung aus, Aktive aus Russland und Belarus wieder zu internationalen Events zuzulassen, der Judo-Weltverband folgt für die WM in Doha dieser, die Ukraine tritt daher nicht an. Kogler fordert vom IOC präzisere Vorgaben.

Auch für die Olympischen Spiele 2024 in Paris steht wegen dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ein Boykott im Raum, dem andere Nationen folgen könnten. "Das hoffe ich nicht. Ich hoffe schon, dass das IOC die Geister, die es gerufen hat, wieder los wird", erklärte Kogler. "Ist es ukrainischen Sportlerinnen und Sportlern zumutbar, auf russische zu treffen? Ich würde sagen: vielleicht in seltenen Fällen. Aber sicher nicht, wenn das Gegenüber Angehöriger jener Armee war oder ist, die für Gräueltaten und Zerstörung verantwortlich zeichnet. Und das trifft auf sehr viele zu."

"Man soll differenzieren"

Gänzlich gegen die Zulassung russischer Einzelsportler bei den Sommerspielen ist Kogler nicht. "Man soll schon differenzieren. Doch vom IOC müssen präzisere Vorgaben als bisher kommen, eine klare und strenge Auslegung der eigenen Empfehlungen. Man braucht zum Beispiel einen Stichtag, ab wann jemand kein russischer Militärangehöriger mehr gewesen sein darf." Wenn das IOC seine eigenen Regeln ernst nehme, dürften es nach Einschätzung von Fachleuten nicht mehr als zehn oder zwanzig Prozent einer in Friedenszeiten üblichen Delegation sein, die in Paris dabei sein werde, sagte Kogler dem Standard.

Dass das ÖOC die IOC-Linie mitträgt, irritiert Kogler "nicht besonders". Einige nationale Olympische Komitees seien mit dem IOC besonders eng, da gehöre auch das österreichische dazu. "ÖOC-Präsident Karl Stoss ist bestens vernetzt, bekleidet wichtige Positionen, das ist in Normalzeiten ein Vorteil. In diesem Fall haben wir einen unterschiedlichen Zugang. Aber ich kann mir schwer vorstellen, dass Stoss letzten Endes meint, russische Militärangehörige sollten an Olympischen Spielen teilnehmen."

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