Das sieht auch Eiskunstläuferin Olga Mikutina so. Sie ist in Charkiw geboren, lebt in Österreich, sorgt sich aber täglich um ihre Verwandten und Freunde im Kriegsgebiet. „Ich bin nicht gegen einzelne Athleten, aber ich denke, wenn Russland Krieg führt, muss es Sanktionen geben, auch wenn es dadurch leider Sportler trifft.“
Auch ukrainischen Athleten wurde die Sportteilnahme aufgrund des Krieges stark erschwert. Der ukrainische Top-Schwimmer Mychajlo Romantschuk etwa empfahl dem IOC-Chef Bach in einem Interview einen Besuch zerstörter Sportstätten in der Ukraine. „Die Diskussion ist absurd, weil sich russische Sportler fast ohne Einschränkungen vorbereiten können. Während unsere Athleten, die in der Ukraine geblieben sind, vom Training zurück in den Luftschutzbunker laufen müssen“, erklärte Romantschuk, der mittlerweile in Deutschland lebt und trainiert.
Er ist einer von rund acht Millionen Ukrainern, die aus ihrer Heimat flüchten mussten, seit Russland am 24. Februar des Vorjahres den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gestartet hat.
Rund 60.000 Ukrainer befinden sich seither auch in Österreich. Darunter Hochleistungssportler wie das Ehepaar Inna Loseva und Ivan Losev. Bis dato wurden über die Förderschiene des Sportmunisteriums (abgewickelt von der Bundes-Sport GmbH) für Ukrainer, die in Österreich trainieren, knapp 400.000 Euro an 24 Fachverbände ausgeschüttet. Diese geben die Beträge jeweils an die Sportler weiter.
Inna Loseva und Ivan Losev nahmen die Förderung vorübergehend in Anspruch – bis zur EM im vergangenen Sommer in München. „Wir wollten keine staatliche Hilfe in Anspruch nehmen, die andere vielleicht dringender brauchen. Deshalb arbeiten wir Vollzeit, was sich mit Spitzensporttraining schwer vereinbaren lässt“, sagt Loseva.
Sportminister Kogler hat die beiden in Salzburg getroffen, wo sie jetzt wohnen. Das Treffen, sagt Kogler, „bestärkt mich in unserer Haltung gegenüber dem IOC“. Denn die Ukrainer seien es, die „an der Front kämpfen müssen, um ihre Heimat zu verteidigen, sie sind es, deren Sportstätten zerstört worden sind, die ins Ausland fliehen mussten und in ständiger Sorge um ihre Familien trainieren“. Ihnen sei es nicht zuzumuten, russischen Sportlern im Wettkampf gegenüberzustehen. Loseva ist eindeutig: „Wir haben noch keinen russischen Sportler getroffen, der die Regierung nicht unterstützt hätte. Sie werden ja auch von ihr finanziert. Aus unserer Sicht sollte es für niemanden eine Ausnahme geben.“
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