Russland zu Olympia: Die unmissverständliche Botschaft des IOC

Russland zu Olympia: Die unmissverständliche Botschaft des IOC
Das Olympische Komitee bezog eindeutig Stellung und eröffnete gleichzeitig viele Grauräume. Bis zu den Spielen 2024 in Paris droht der Weltsport im Chaos zu versinken.
Philipp Albrechtsberger

Philipp Albrechtsberger

Da sage noch einer, die olympische Bewegung habe ihre Bedeutung verloren. So viel in Bewegung war schon lange nicht mehr, nachdem das IOC in dieser Woche den Verbänden empfahl, (bela)russische Athleten wieder bei allen Wettkämpfen antreten zu lassen.

Die wichtigste Vereinigung im Weltsport hat hier eindeutig Position bezogen – auch mit der überraschend deutlichen Kritik an der Ukraine, die prompt einen Boykott in Aussicht stellte. Zeitgleich ließ das IOC viel Raum für Interpretation in ihrem Anforderungskatalog, wer denn als „braver“ russischer Sportler ohne Verbindungen zum Militär oder Kreml durchgeht.

Gerade bei einer Sportnation wie Russland ist es de facto unmöglich, den Athleten vom Staat zu trennen. Moskau ist seit jeher besonders gut darin, zu tarnen und zu täuschen. Das weiß man spätestens seit Olympia 2014 in Sotschi, als das staatliche Dopingprogramm sogar den Geheimdienst einband.

Wer ist in diesem Konflikt noch neutral? Sportler ohne nationale Symbole wie Hymnen oder Flaggen in den Wettkampf zu schicken war stets eine Art Notlösung, die auf Dauer immer brüchiger wird. Erst recht nun, nach der unmissverständlichen und womöglich folgenschweren Entscheidung des IOC.

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Komplettausschluss eine Alternative?

Die einzig echte Alternative wäre ein Komplettausschluss gewesen. Ein solcher hätte zwar ebenso viele Reaktionen hervorgerufen, aber jedenfalls weniger Chaos und Grauräume verursacht. Freilich hätte ein Bann auch etliche redliche Sportler aus Russland (die es gibt) getroffen. Ob das fair gewesen wäre? Spitzensport ist in den seltensten Fällen tatsächlich fair. 

Vieles ist seit dieser Woche im Weltsport unklarer denn je, nur eines scheint fix: Die Olympischen Sommerspiele im Sommer 2024 in Paris, die ersten nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine, werden nach Jahren der pandemischen Einschränkungen nicht zu jenem unbeschwerten Sportfest, das viele herbeigesehnt hatten.

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