"Verfall des Sportsystems"? IOC öffnet Tür für Russlands Rückkehr

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Eine Entscheidung über eine Teilnahme-Erlaubnis für die Olympischen Spiele 2024 in Paris soll aber erst später fallen.

Das Internationale Olympische Komitee hat die Wiederzulassung russischer und belarussischer Sportler als neutrale Athleten zu internationalen Wettbewerben empfohlen. Sportler aus beiden Ländern mit Verbindung zu Militär und Sicherheitsorganen sowie Mannschaften sollen dem Beschluss der IOC-Spitze vom Dienstag zufolge aber weiter ausgeschlossen bleiben.

Das müsste eigentlich das Olympia-Aus für die russischen Superzwillinge in der rhythmischen Sportgymnastik, Dina und Arina Averina, bedeuten, die bei der Stadionkundgebung zum Jahrestag der Krim-Annexion 2022 neben Putin mit dem Kriegssymbol "Z" auf dem Trainingsanzug aufgetreten sind. Eine Entscheidung über eine Teilnahme-Erlaubnis für Russen und Belarussen für die Olympischen Spiele 2024 in Paris werde aber erst zu einem späteren Zeitpunkt getroffen, betonte IOC-Präsident Thomas Bach.

Nach dem Willen des olympischen Dachverbands dürfen weiterhin keine internationalen Wettbewerbe in Russland und Belarus stattfinden. Regierungsvertreter aus beiden Ländern dürfen nicht zu Wettkämpfen eingeladen werden.

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Keine aktive Unterstützung

Athletinnen und Athleten müssen auf Flagge, Hymne und Symbole ihrer Heimatnationen verzichten und sich an die Anti-Doping-Bestimmungen halten. Sie dürfen nur an Wettbewerben teilnehmen, wenn sie den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine nicht aktiv unterstützen. "Wir stehen zu unseren olympischen Werten", sagte Bach.

Laut dem IOC-Chef drohe im Falle eines weiteren Ausschlusses ein "Verfall" des internationalen Sportsystems: "Wir werden Spiele verschiedener politischer Blöcke erleben, die mit diesem verbindenden Charakter von Sport über alle Grenzen hinweg nichts mehr zu tun haben", glaubt Bach. Vor allem in Afrika, Asien, Südamerika und Ozeanien erhält das IOC Rückendeckung für eine Aufhebung des  Banns.  

Widerstand gegen den Kurs des IOC gibt es vor allem aus der Ukraine und einer Reihe von westlichen Ländern. Die Ukraine verweist darauf, dass viele russische Spitzensportler auch Angehörige des russischen Militärs sind. In einer Schalte von IOC-Chef Bach mit Nationalen Olympischen Komitees am Vorabend der IOC-Beratungen erinnerte der ukrainische Sportminister Wadym Gutzajt daran, dass bereits 262 ukrainische Sportler und Trainer im Krieg mit Russland getötet worden seien.

Boykott-Drohung

Die Ukraine droht auch mit dem Boykott internationaler Wettbewerbe bis hin zu Olympia, um Aufeinandertreffen mit Athleten aus Russland und Belarus zu vermeiden. Der Deutsche Olympische Sportbund stellte sich hinter die Forderungen nach einer Fortsetzung des Banns gegen Russland und Belarus. Einen Olympia-Boykott schließe der DOSB aber "aus grundsätzlichen Erwägungen aus", wie Verbandschef Thomas Weikert den Zeitungen der Funke Mediengruppe sagte.

Bereits im Februar hatten die Sportminister aus 35 Ländern in einer gemeinsamen Erklärung den weiteren Ausschluss russischer und belarussischer Sportler gefordert. Neben Deutschland hatten auch andere Top-Sportnationen wie Großbritannien, die USA, Australien, Japan und Frankreich diese Haltung unterstützt.

Das IOC hatte diese Rufe als unzulässige Einmischung der Politik in die Belange des Sports zuletzt immer wieder scharf zurückgewiesen. "Es ist nicht Sache der Regierungen zu entscheiden, welche Athleten an welchen internationalen Wettkämpfen teilnehmen dürfe", hieß es in einem IOC-Statement. "Das wäre das Ende des Weltsports, wie wir ihn heute kennen", betonte der olympische Dachverband.

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