Geschlossenheit und Entschlossenheit, Mut und Disziplin, Selbstvertrauen und Cleverness. Die deutschen Basketballer zeigten in den vergangenen Wochen all jene deutschen Sport-Tugenden, die ihren kickenden Landsleuten aktuell in Abrede gestellt werden.
Als hoch veranlagtes Team in die Weltmeisterschaft in Japan, Indonesien und auf den Philippinen gestartet, vollendeten Deutschlands Basketballer am Sonntag in Manila eine märchenhafte Reise. WM-Gold nach einem 83:77-Finalerfolg über Mitfavorit Serbien bedeutete den größten Erfolg in der Verbandsgeschichte.
„Was für ein Team“, schrieb die deutsche Basketball-Legende Dirk Nowitzki in den sozialen Medien, Bundeskanzler Olaf Scholz gratulierte auf dem Rückweg aus Indien vom G20-Gipfel: „Ganz Deutschland gratuliert, freut sich und feiert.“ Daran darf man angesichts der aktuellen Entwicklungen im deutschen Fußball ein wenig zweifeln.
Wie steht es um die Sportnation Deutschland? Es ist eine Frage, die in den vergangenen Wochen intensiv diskutiert wurde. Die jüngsten (Miss-)Erfolge befeuern diese Debatte.
Nicht nur König Fußball sucht seit Monaten den Anschluss an die Weltspitze. Im August kehrten die deutschen Leichtathleten erstmals überhaupt ohne einzige Medaille von einer WM heim. „Die Deutschland-Schande“ nannte die Bild-Zeitung das Abschneiden in Budapest.
Mit 39 WM-Goldenen bei Leichtathletik-Weltmeisterschaften nimmt Deutschland im ewigen Medaillenspiegel Rang fünf ein. Zählt man die Erfolge der DDR dazu, sind nur die USA und Kenia erfolgreicher.
Um den Anschluss im Weltsport zu halten, wird mehr Geld gefordert. Doch das Spitzensportbudget des Bundes soll 2024 um zehn Prozent auf 276 Millionen Euro schrumpfen. Zum Vergleich: Österreichs Sportminister Werner Kogler hatte zuletzt ein Plus von 48 Prozent ausverhandelt. Die besondere Sportförderung beträgt künftig 120 Millionen.
In Deutschland wechselten einander Enttäuschungen und Sensationen zuletzt ab. Im Mai bejubelte das Eishockey-Team sensationell WM-Silber. Als EM-Ausrichter erwartet man 2024 bei Handballern und Fußballern echte Sportfeste, während die Idee von Olympischen Spielen bei Menschen und Gemeinden seit vielen Jahren kaum Unterstützer findet.
Zu den vielen Widersprüchen passt die jüngste Potenzial-Analyse des deutschen Sports aus dem Jahr 2021. Darin wurde der Basketball-Bund auf den vorletzten Rang gereiht.
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