Jimmy Spithill: In der Schule gemobbt, beim America's Cup gefeiert

Jimmy Spithill: In der Schule gemobbt, beim America's Cup gefeiert
Als Kind wurde Jimmy Spithill gemobbt, Ärzte rieten ihm vom Sport ab. Jetzt segelt der Australier mit der Luna Rossa um seinen dritten Triumph beim America's Cup.

Seine Ausstrahlung kann Jimmy Spithill auch mit dem riesigen italienischen Helm, den Brillen und dem Mikrofon vor dem Mund nicht verbergen. Sein Lächeln überstrahlt alles, wenn er als Erster über die Ziellinie segelt. Der Australier ist einer der großen Stars bei der 37. Auflage des America“s Cup.

Am Samstag begann vor Barcelona das Semifinale des Louis Vuitton Cup, in dem der Herausforderer von Titelverteidiger Team New Zealand ermittelt wird. Spithill ist als Steuermann des italienischen Teams Luna Rossa ein Favorit auf den Platz im finalen Duell mit dem Titelverteidiger.

In der Vorregatta zeigten die Italiener, dass sie wie schon 2021 die Nummer zwei hinter den Neuseeländern sind. Die Luna Rossa glänzt mit hoher Bootsgeschwindigkeit und dank des gefürchteten Matchracers Spithill auch beim Start. Dabei geht es vor allem darum – wenn der Countdown abgelaufen ist – mit möglichst hoher Geschwindigkeit über die Startlinie zu segeln und den Gegner eventuell gleich zu einem Fehler zu zwingen. Aufgrund seiner aggressiven Manöver wird Spithill von Freund und Feind „The Pitbull“ genannt.

Der Gegner im Semifinale ist America

Wegen eines Defekts verlor seine Luna Rossa Rang zwei hinter Neuseeland an die Britannia, die sich daher als Sieger der Vorregatta Alinghi Red Bull Racing als Semifinalgegner aussuchen durfte.

Auch wenn bei den Briten mit Ben Ainslie ein vierfacher Olympiasieger am Steuer sitzt, so scheint Luna Rossa Vorteile zu haben. Und Spithill, weiß wie es geht. Der 45-Jährige, dem als Bub von Ärzten wegen seines um fünf Zentimeter kürzeren rechten Beins gesagt wurde, er würde nie richtig Sport betreiben können, ist zweifacher Sieger des America’s Cup.

Jimmy Spithill: In der Schule gemobbt, beim America's Cup gefeiert

Mit dem Oracle Team USA gewann er 2010 und 2013. An den zweiten Triumph werden sich viele auch außerhalb der Segel-Szene noch erinnern können: Auf den mächtigen Katamaranen führte Neuseeland in der Bucht von San Francisco mit 8:1 und brauchte nur noch einen einzigen Rennsieg für die Entscheidung. Es folgte eine der größten Aufholjagden in der Sportgeschichte. Spithill und sein Team gewannen Rennen um Rennen. Plötzlich stand es 8:8. Dean Barker, Steuermann der Neuseeländer, war gebrochen. Mit deutlichem Abstand kam das Team USA zum 9:8 ins Ziel – da war es wieder das Lächeln des Jimmy Spithill.

Die Mobber sind längst vergessen

Dass er als Kind in der Schule wegen seines Beins gemobbt wurde, war jetzt ganz weit weg, die Diagnose des Arztes längst vergessen. Zumindest nach außen. Genugtuung wird es rückblickend doch geben. Spithill hatte Sport-Geschichte geschrieben.

Weder der Arzt noch die Mobber ahnten, dass aus dem kleinen Jimmy einer der weltbesten Segler werden würde. Die Operation, die die Beine des Buben angleichen sollte, verlief gut, sie ermöglichte eine beeindruckende Sport-Karriere: Segeln, Rugby, Boxen, Cricket, wohin auch immer der junge Spithill ging, er kämpfte um den Sieg.

Die Obsession für den Cup

Seine Obsession für die „alte Kanne“, wie die älteste Sporttrophäe genannt wird, begann in den 2000er-Jahren. Als 20-jähriger Steuermann begann im Jahr 2000 seine Reise in der chancenlosen „Young Australian“, 2003 stieg er ins Boot des US-Teams One World. 2007 wurde er von der Luna Rossa abgeworben, für 2010 ereilte ihn der Ruf von Milliardär Larry Ellison, der das Oracle Team USA aufbaute. Der America’s Cup artete in Gigantomanie aus. Spithill beherrschte den Trimaran am besten und gewann erstmals. Nach dem Triumph 2013 gab es 2017 gegen Neuseeland eine deftige Finalniederlage. Auf den Bermudas ging der Stern eines anderen Seglers auf: Peter Burling gewann mit 26 Jahren als jüngster Steuermann den America’s Cup für Neuseeland.

Die Gedanken vom Sieg kommen immer wieder

Spithill kehrte zur Luna Rossa zurück. Mit den Italienern erreichte er 2021 das Finalduell und verlor erneut gegen Burling. Sein Siegeswille ist ungebrochen. „Ich habe zwei Finalniederlagen und zwei Siege. Ich will das ins Positive drehen. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht richtig schlafen kann, bis ich noch einmal gewinne. Das ist immer noch alles, woran ich denke.“

Im Finale ab 12. Oktober soll es ein Wiedersehen mit Peter Burling geben, Team New Zealand ist als Titelverteidiger gesetzt. Bleibt nur noch die Frage: Wer wird als Letzter lächeln?

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