Warum Schwimm-Star Bucher im Rennen das Atmen einstellt
Wäre Simon Bucher zehn Jahre früher auf die Welt gekommen, dann wäre er heute Olympiasieger. Das ist jetzt eine gewagte These, aber diese Rechnung gefällt dem Tiroler Schwimmer. „Meine Bestzeit hätte 2012 in London für Gold gereicht“, sagt Bucher. Und es war immerhin niemand geringerer als US-Legende Michael Phelps, der vor zwölf Jahren in 51,21 Sekunden über die 100 Meter Delfin gewann.
Simon Bucher ist diese Strecke im Jahr 2022 schon einmal in 51,18 Sekunden geschwommen. Vom aktuellen Weltrekord über 100 Meter Delfin trennen ihn somit Welten (49,45), aber dieser Simon Bucher war immerhin gut genug, um im Februar bei der WM in Doha in seiner Paradedisziplin Silber zu holen. „Die Gegner wissen jetzt, dass sie mich auf der Rechnung haben müssen“, sagt der 24-Jährige vor der Schwimm-EM in dieser Woche in Belgrad.
Große Herausforderung
Einwände, dass das WM-Ergebnis in Doha durch die Abwesenheit einiger internationaler Stars verwässert wurde, die sich lieber auf die Sommerspiele in Paris konzentrieren, lässt Bucher nicht gelten. „Ich bin oft darauf angeredet worden, dass ich nur Glück hatte“, erzählt der Innsbrucker. „Aber die anderen hätten diese Chance ja auch nützen können. Und so viele waren dann heuer jetzt auch nicht schneller als ich.“
Im Jahresranking liegt Simon Bucher weltweit an der achten Stelle. Damit würde er in Paris gerade noch ins Finale rutschen, was auch das erklärte Ziel des Tirolers ist. Bucher ist sich darüber im Klaren, dass er mit einer Leistung, wie er sie bei der Weltmeisterschaft in Doha gezeigt hat, bei Olympia baden gehen wird.
Ziel: Unter 51 Sekunden
Auch sein österreichischer Rekord von 51,18 wird dann sicher nicht für eine Finalteilnahme reichen. „Ich muss in Paris unter 51 Sekunden schwimmen, damit sich das Finale ausgeht. Drei Zehntel sollte ich sicher noch schneller werden.“
Forscher Beginn
Aber wo lassen sich auf die Schnelle drei Zehntelsekunden finden? Wie kann es gelingen, dass Simon Bucher nach der WM in Doha nun auch in Paris hohe Wellen schlägt?
Simon Bucher hat in den letzten Monaten viel getüftelt und probiert, um seine Bestmarke nach unten zu schrauben. Ein Schlüssel dazu ist die erste Länge, der 24-Jährige hat erkannt, dass er forscher und flotter ins Rennen gehen muss.
„In den letzten Jahren bin ich die ersten 50 Meter in 24 Sekunden angegangen, jetzt ist das Ziel, dass ich die erste Länge mit 23,8 Sekunden schaffe. Auch weil ich weiß, dass ich das Tempo hinten hinaus halten kann.“
Aber auch im Finish wird Simon Bucher für seinen Traum von der Finalteilnahme bei den Olympischen Spielen noch zulegen müssen. Damit ihm auf den letzten Metern nicht die Luft ausgeht, hält der Tiroler den Atem an. Auch das soll wertvolle Hundertstelsekunden bringen.
„Wir haben festgestellt, dass es etwas bremst, wenn ich auf den letzten Metern zum Atmen aus dem Wasser komme und meine Position nicht aerodynamisch ist“, erklärt Simon Bucher. „Es macht echt Sinn, wenn ich die letzten sieben Meter gar nicht mehr atme und einfach nur darauf schaue, dass ich meine Arme nach vorne schmeiße.“
Intensives Gefühl
Vieles im Schwimmen machen freilich auch das Körpergefühl und das Wohlbefinden aus. Simon Bucher mag zwar mit allen Wassern gewaschen sein, zugleich reagiert der Tiroler auch sehr sensibel auf die äußeren Einflüsse. So schwimmt der Vizeweltmeister über 100 Meter Delfin viel lieber in seichteren Becken, die im Idealfall auch noch gefliest sind.
„Wenn du näher am Beckenboden bist und die Fliesen an dir vorbeiziehen, dann sieht es schneller aus“, berichtet Bucher. „Für mich fühlt sich dann das Schwimmen einfacher viel besser an als in einem tiefen Becken.“
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