Topschwimmer Felix Auböck: Heute Weltmeister, morgen Master
Felix Auböck, 25, ist ein außergewöhnlicher Titelsammler. Bachelor-Abschluss in Michigan, Master in spe an der englischen Universität Loughborough, dazu Schwimm-Rekorde und seit Dezember sogar WM-Gold im 400-Meter-Freistilbewerb auf der Kurzbahn. Ab Samstag krault der angehende Politikwissenschafter aus Bad Vöslau auf der Langbahn in Budapest um WM-Medaillen.
KURIER: Weiß man auf der englischen Uni zu schätzen, dass ein regierender Weltmeister aus Österreich einer der Studenten ist?
Felix Auböck: Ja. In der Schwimmhalle von Loughborough wurde ein Poster von mir aufgehängt. Umgekehrt weiß ich zu schätzen, was man auf dieser Uni studierenden Spitzensportlern ermöglicht. Die Unterstützung für uns ist auf zwei Jahre aufgeteilt. Man nimmt Rücksicht aufs Training.
Halten Sie wie im Schwimmen auch im Studium trotz reisebedingter Abwesenheiten den Zeitplan ein?
Das ist auch möglich, indem man sich übers Internet zuschalten kann. Obwohl ich eines rasch festgestellt habe.
Und zwar?
Dass die Teilnahme via Bildschirm mit persönlicher Anwesenheit nicht zu vergleichen ist. Kleine, schnelle Zwischenfragen sind nicht möglich. Online ist eine Diskussion so künstlich.
Sie studieren Politikwissenschaften. Beschäftigt der Ukraine-Krieg Sie und Ihre Kollegen auf der Universität besonders stark?
Schwerpunkt in diesem Semester ist die außenpolitische Analyse. Und ich habe das Glück, dass wir einen Professor bekamen, der während seiner Militärzeit selbst in Afghanistan und im Irak bei der Royal Air Force war. Er versteht es, überzeugend authentisch zu erzählen. Und er versichert uns, dass das, was am Boden beschlossen wird, mit dem, was dann die Soldaten in der Praxis umsetzen sollen, nicht zu vergleichen ist. Der Ernstfall, berichtet er aus eigener Erfahrung, verlange komplett andere Entscheidungen.
Sind auch Corona und die steigende Inflation Themen in Ihrem Leben?
Von Corona bin ich bis jetzt verschont geblieben. Und was die Inflation betrifft: Ja, Studenten müssen sich Kredite aufnehmen.
Als Schwimm-Weltmeister werden Sie indes finanziell aus dem Wasser sein, oder?
Für den WM-Titel habe ich in Abu Dhabi vom Weltverband FINA 15.000 Dollar bekommen. Für mich als Student ist das sehr viel Geld.
In Budapest, lässt die FINA stolz verlauten, würde jeder Weltrekord erstmals mit 50.000 Dollar belohnt werden. Wie kommt das bei den Athleten an, die – wie sie – wöchentlich bis zu 75 Kilometer im Training schwimmen müssen, um überhaupt irgendwann international mithalten zu können?
Dass jeder Spieler vom Letzten der Fußball-Premier-League pro Woche zumindest 50.000 Pfund erhält. Jedenfalls habe ich das kürzlich hier in England gelesen.
Vier Stunden pro Tag sind Sie im Wasser, und danach noch Krafttraining. Verfluchen sie manchmal diese Quälerei?
Nein. Das gehört dazu. Es kann sogar als angenehm empfunden werden, im aeroben Bereich zu sein. Zudem ist Ausdauertraining unerlässlich. Andernfalls würde man untergehen, wenn Vorlauf und Finale an einem Tag stattfinden.
Mit Sponsoren werden selbst Topschwimmer nicht gerade verwöhnt. Haben Sie – abgesehen vom Verbandssponsor – schon einen?
Mich freut sehr, dass mich mit „Ear breeze“ jetzt ein österreichisches Start-up unterstützt, das noch dazu glaubwürdig zu meinem Sport passt, weil es Ohrenentzündungen verhindert. Es handelt sich um einen sogenannten Ohr-Föhn, der mit an die Körpertemperatur angepasster Luft in 45 Sekunden für ein trockenes Ohr sorgt.
Machen Sie somit bei der Schwimm-WM erstmals Werbung auf der Badehaube?
Nein, denn der Weltverband lässt Werbung nur für ihre eigenen Sponsoren zu.
Sie haben kürzlich bei einem hochkarätig besetzten Meeting in Barcelona eindrucksvoll gewonnen. Ist davon auszugehen, dass Sie als aktueller Kurzbahn-Weltmeister auch im Langbahn-Becken den längeren Atem haben werden?
Mein erstes Ziel ist es, das Finale zu schaffen. Das kann oft schwieriger sein, als im Finale zu performen.
Als Topfavorit im Freistil-Bewerb der WM gilt der als neuer Wunderathlet gefeierte Deutsche Lukas Märtens mit erst 20 Jahren. Was halten Sie von ihm?
Er ist heuer eine Zeit geschwommen, die seit sechs Jahren kein Mensch mehr erreicht hat. Das macht Lukas Märtens automatisch zum Topfavoriten. Doch diese Rolle kann auch extrem belastend sein.
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