Dass der 20-Jährige schwimmt und nicht etwa einen Mannschaftssport ausübt, ist seiner Mutter geschuldet. „Sie wollte immer, dass wir einen Sport machen, bei dem man sich nicht wehtut – dafür muss man sich beim Schwimmen schon ziemlich blöd anstellen“, sagte Espernberger einmal in einem Interview.
Seine guten Leistungen in der Bolles School in Jacksonville haben es dem Oberösterreicher ermöglicht, den Weg des College-Sports einzuschlagen. Wie einst Markus Rogan oder Felix Auböck, die er beide als „Vorbilder“ bezeichnet. Der Weg führte ihn nach Tennessee, wo er jetzt nach dem Aufstehen Frühtraining macht, dann die Uni-Kurse absolviert, bevor es am Nachmittag noch einmal ins Becken geht.
Die Entscheidung, in Amerika sprichwörtlich ins kalte Wasser zu springen und schließlich dort zu bleiben, sei „auf jeden Fall eine gute Entscheidung“ gewesen, ist sich der junge Oberösterreicher auch heute mit Blick auf seine Ergebnisse sicher.
Im Juli in Fukuoka feierte er sein WM-Debüt, im Dezember hat der junge OSV-Athlet das Olympia-Limit für Paris 2024 erbracht. Bis zur WM in Doha ist das von den rot-weiß-roten Beckenschwimmern nur noch Simon Bucher und Felix Auböck gelungen. Mit seinen 1:54,69 Minuten über 200 Meter Delfin fehlt Espernberger nicht mehr viel auf den zwölf Jahre alten, österreichischen Rekord von Dinko Jukic (1:54,35).
„Langsam komme ich an“, sagt Espernberger und meint die erweiterte Weltspitze. Die jüngsten Erfolge haben ihm eine wichtige Portion Selbstvertrauen mitgegeben. Zuletzt schaffte er bei einem Meeting in Knoxville, ebenso wie Kollege Auböck, mit einem Sieg eine gelungene WM-Generalprobe.
Große Unterschiede zu den großen USA
Über die großen Unterschiede vom Leben in den USA und in Österreich macht sich Espernberger kaum Gedanken. Aber eines fällt sofort auf: Seine Trainingsgruppe in den USA sei um ein Vielfaches größer als die Teams in Österreich – ein Vorteil, wie er selbst sagt: „Wenn so viele Leute miteinander trainieren, pusht jeder jeden. Wenn es da drei gerade an dem Tag nicht freut, ziehen dich die anderen 70 mit.“
Derartige Trainingszentren würde sich der junge Athlet auch für Österreich wünschen, „finanziell wäre das aber schwierig“. In den USA übernimmt das College die Kosten.
Für seinen WM-Auftritt hat er keine großen Ziele, verspürt „überhaupt keinen Druck“: „Alles ist offen. Ich werde einfach so schnell wie möglich schwimmen, dann wird sich schon alles regeln“, sagt er locker. „Eine Medaille ist der Traum jedes Sportlers bei einem Großwettkampf“, sagt der 20-Jährige, stellt aber die WM in den Schatten seines eigentlichen Saisonhighlights.
Folgt bald ein Olympia-Tattoo?
Die WM bedeute für ihn vor allem „Erfahrung sammeln“ für die Olympischen Spiele. „Im Schwimmen ist Olympia definitiv der größte Wettkampf, den es gibt.“
Ob er eines Tages mit einem Olympia-Tattoo auftauchen wird, wie viele andere Schwimmer, ließ der bescheidene Elektrotechnik-Student offen. Aber über die Erfahrung und die Tatsache, sich demnächst Olympionike nennen zu können, freut er sich bereits jetzt sehr.
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