Mit zwei Millionen Dollar ist das Duell um die WM-Krone zwischen Magnus Carlsen und Herausforderer Jan Nepomnjaschtschi dotiert. Eine ordentliche Summe Geld für einen einzelnen Bewerb.
Wahrscheinlich aber nicht für den Titelverteidiger.
„Ich wurde oft gefragt, was passiert, wenn ich bei der WM verliere? Die Wahrheit ist, es gibt keinen Plan B“, sagte Carlsen am Rande der Weltmeisterschaft in Dubai. Für den 31-jährigen Norweger macht das Preisgeld nicht mehr den großen Unterschied zwischen arm und reich aus. Denn Carlsen ist in seiner neunjährigen Regentschaft als König des Spiels der Könige auch zu einer großen Figur im Schach-Business geworden. 2014 gründete er eine Firma, die eine App programmierte, mit der jeder gegen ihn in der jeweiligen Altersstufe spielen kann.
Das Imperium
Doch Hobbyspieler aufgepasst! Carlsen begann mit fünf Jahren Schach zu spielen; mit 13 war er Großmeister; mit 19 die Nummer 1 der Weltrangliste; mit 22 Weltmeister nach einem Sieg im WM-Duell mit dem Inder Viswanathan Anand. Drei Mal hintereinander konnte er seinen Titel bis heute erfolgreich verteidigen. Carlsen wurde zu einer Lichtgestalt des Sports, wie es sie seit Garri Kasparow in den 1980er- und 90er-Jahren nicht mehr gegeben hat.
Aus seiner ersten Firma wurde die Play Magnus Group, die sich in mehrere Sparten untergliedert: Dazu gehört die Trainingsapp chessable, die Turnierserie Champions Chess Tour, der Schachverlag New in Chess und die Online-Plattform Chess24.
„Magnus Carlsen setzt dabei Akzente in verschiedenen Bereichen“, sagt Österreichs bester Schachspieler Markus Ragger. „Mit Play Magnus verbunden sind Schach-Apps für Kinder oder Hobbyspieler aber auch viele Live-Übertragungen.“
Geboren am 30. November 1990 begann der Norweger im Alter von fünf Jahren mit dem Schachspiel. Als zweitjüngster Spieler der Geschichte errang er im Alter von 13 Jahren und 4 Monaten den Titel „Großmeister“. Seit 2013 ist er Weltmeister. Den Titel hat er seitdem schon drei Mal erfolgreich verteidigt
2.882
betrug im Mai 2014 die Elo-Zahl (gibt die Spielstärke an) von Magnus Carlsen. Das ist der höchste Wert seit Einführung der Wertung im Jahr 1970. Rückwirkend berechnet hatte nur ein Spieler eine noch höhere Zahl: Für den US-Amerikaner Bobby Fischer wurde für Oktober 1971 die Zahl 2.895 ermittelt
Ende des vergangenen Jahres holte sich die Gruppe mit dem Börsengang zusätzliches Kapital. 22 Millionen liegen immer noch unberührt auf dem Konto für neue Investitionen bereit.
Laut Andreas Thome, Geschäftsführer von Play Magnus, hat die Firma rund 250 Mitarbeiter. Vier Millionen Schachspieler sind registriert. An der Börse ist das einzige börsennotierte Schach-Unternehmen der Welt 100 Millionen Euro wert.
Die Pandemie
Die Corona-Pandemie hat dem Carlsen-Imperium gutgetan. Beobachter sprechen von einem Schachboom. Mit 650 Millionen Spielern weltweit ist das Wachstumspotenzial noch immer riesig. Die Netflix-Serie „Das Damengambit“ leistete auch ihren Beitrag für das neue Interesse am alten Spiel.
Weil es keine echten Turniere gab, veranstaltete die Play Magnus Group Online-Events, bei denen Carlsen mitspielte. Das norwegische Fernsehen übertrug live im Hauptabendprogramm. Der Werbewert mit 115 Millionen Konsumenten übertraf alle Erwartungen. Für Geschäftsführer Thome ist es das Ziel, dass „unsere Champions Chess Tour so groß wird wie die PGA-Tour im Golf und die Formel 1 im Rennsport“. Doch dafür wird es eine Kooperation mit dem Weltverband geben müssen, der jetzt schon Sponsoren an die Carlsen-Tour verloren hat.
Die Marke
Carlsen und seine Berater verstanden es von Anfang an, eine Marke zu kreieren. Sein Vater Henrik gab schon früh seinen Job als Ingenieur in der Ölindustrie auf, um sich als Manager ganz der Karriere seines Sohnes zu widmen. Dieser besuchte eine Schule für Spitzensportler. Da er aber ständig auf Turnieren war, konnte das Superhirn nicht die Mindestanforderungen der Schule erfüllen – und steht immer noch ohne offiziellen Schulabschluss da. Gestört hat das weder die Milliardäre Bill Gates oder Mark Zuckerberg, gegen die Carlsen öffentlichkeitswirksame Partien spielte, noch Norwegens Fußballstar Erling Haaland, den er vor Kurzem in Dortmund traf.
Carlsen war der erste Schachspieler mit einem Modelvertrag und das Gesicht der Kampagne des Modelabels G-Star. Jetzt ist er Markenbotschafter von Master Card neben einem anderen Sportstar – Lionel Messi.
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