Ronaldo, Benzema, Messi: Wie Saudi-Arabien zur Sport-Großmacht wird

Ronaldo, Benzema, Messi: Wie Saudi-Arabien zur Sport-Großmacht wird
Der Weltfußballer aus Frankreich ist das nächste Puzzleteil im großen Bild, das das Königreich von sich zeigen will.

Erst Cristiano Ronaldo, dann Karim Benzema, später vielleicht noch Lionel Messi Saudi-Arabien lockt mit unverschämt viel Geld die großen Fußball-Stars in die sportlich auf überschaubarem Niveau befindliche nationale Pro-League. Das Königreich strebt im Eiltempo dem Status als neuer Sport-Supermacht entgegen. Der Fußball soll nur ein Teil der Sport-Strategie sein.

Benzema unterschrieb am Dienstag bei Al-Ittihad und plant, den Herbst seiner Karriere lieber in der asiatischen als in der europäischen Champions League zu verbringen. Das soll ihm laut Medienberichten mit 100 Millionen Dollar pro Jahr versüßt werden. Mit Werberechten soll er gar auf das Doppelte kommen.

In den nächsten Tagen soll ein weiterer Star folgen. N’Golo Kanté (32) wird ebenfalls zu Al Ittihad wechseln. Kanté ist Champions-League-Sieger 2021, Weltmeister 2018, spielte aber zuletzt kaum noch bei bei Chelsea. Er soll ebenfalls 100 Millionen Dollar Gehalt bekommen.

Die Stars am Ende ihrer Karriere baden noch gerne in den sprudelnden Petro-Dollar-Quellen. Ronaldo, der bei seinem vorher unbekannten Klub Al-Nassr rund 200 Millionen Dollar pro Jahr einstreichen soll, ist bereits als Werbefigur gewonnen. Jüngst sprach er sich dafür aus, dass weitere Stars in die Wüste wechseln sollen. "Wenn die kommen, große Spieler und große Namen, junge Spieler, alte Spieler: die sind alle willkommen. Wenn das passiert, wird die Liga besser", sagte der 38-jährige Portugiese.

Natürlich geht es nicht vorrangig um die Fußball-Liga, sondern eher um die globale Perspektive im Sport. Saudi-Arabien will gemeinsam mit Ägypten und Griechenland die Fußball-WM 2030 auszurichten. Das ist das wichtigste sportpolitische Ziel des Kronprinzen und faktischen Herrschers des Landes, Mohammed bin Salman. Ein Formel-1-Rennen, Box-Weltmeisterschaften, die Golf-Serie sowie 2029 die Asien-Winterspiele finden bereits dort statt. Doch der Fußball spielt eine noch viel bedeutendere Rolle.

Der Staat macht kein Geheimnis daraus, die ambitionierten Vorhaben großzügig zu unterstützen. Die Vereine Al-Nassr (mit Ronaldo), Al-Hilal (womöglich bald mit Messi), Al-Ittihad (mit Benzema) sowie der Meister der zweiten Liga, Al-Ahli, gingen erst am Montag mehrheitlich in die Hand eines saudischen Staatsfonds über. Dieser hatte vor zwei Jahren bereits mehrheitlich den Premier-League-Klub Newcastle United übernommen.

Die Sportstrategie änderte sich in  den vergangenen Jahren wohl auch wegen Katar, das dem großen Nachbarn in der internationalen Sportpolitik den Rang abgelaufen hat. In der Liga des Emirats spielten zwar zeitweise Xavi Hernandez und Raúl - eine Ansammlung derart klangvoller Namen, wie sie nun in Saudi-Arabien möglich erscheint, gab es in Katar aber nie.

FBL-KSA-NASSR-ETTIFAQ

Cristiano Ronaldo

Was den Sport betrifft, ist das Modell  dem Katars ganz ähnlich. Mitglieder der Herrscherfamilie treffen die wichtigsten Entscheidungen. Saudis seien „absolut fußballverrückt“, sagt Nahost-Experte Guido Steinberg zum KURIER. Die Fußball-WM 2030 ins Land zu holen schätzt Steinberg sogar realistischer ein als  Olympia.

Kronprinz bin Salman versprach zugleich, die Saudi Pro League unter die zehn besten Ligen weltweit zu bringen. Superstar Ronaldo kann sich da sogar noch ehrgeizigere Ziele vorstellen. "Meiner Meinung nach, wenn sie die Arbeit fortsetzen, kann die saudische Liga in fünf Jahren unter den besten fünf Ligen der Welt sein", sagte der Portugiese, der nach eigenen Angaben ein weiteres Jahr für Al-Nassr spielen wird.

Wie mächtig die Inszenierungen in dem Golfstaat werden können, zeigte bereits Ronaldos  Vorstellung rund um den Jahreswechsel. Für Benzema und vor allem für Messi könnte es in diesem Sommer ein ähnliches Brimborium geben. Doch nicht nur der Show-Faktor ist hoch, sondern erst recht die Gehälter.

Ronaldos 200 Millionen pro Jahr dürften bei Messi, der bereits jetzt Tourismus-Botschafter für Saudi-Arabien ist, noch deutlich getoppt werden. Für Benzema scheint die Aussicht auf 100 Millionen Euro pro Jahr reizvoller als weitere Titelchancen mit Real Madrid. Ronaldo (38), Messi (35) und Benzema (35) sind zwar allesamt nicht mehr die jüngsten, gehören aber neben ihrem Wert als eigene Marken auch sportlich noch immer zum Kreis der internationalen Spitze.

Um ihr Image scheinen sie sich bei einem Wechsel nach Saudi-Arabien nicht zu sorgen. Kritiker werfen dem Land vor, mit dem Engagement im Profisport den eigenen Ruf aufpolieren zu wollen. Unter bin Salman hat sich das konservative Königreich gesellschaftlich zwar geöffnet und gewährt Frauen mehr Freiheiten. Zugleich werden Gegner der Regierung weiter mit aller Härte verfolgt. US-Geheimdienste machen den Kronprinzen auch für den brutalen Mord an dem regierungskritischen saudischen Journalisten Jamal Khashoggi in der saudischen Botschaft in Istanbul verantwortlich.

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