Rekorde im Durchhaus - in den Kadern, auf den Rängen und einer Trainerbank
Heidenheim erstmals in der ersten Liga. Verantwortlich für das deutsche Fußballwunder ist jemand, den seine ehemaligen Wiener Mitspieler als einen „gar nicht goscherten Piefke“ in Erinnerungen haben, der Stoppelschuhe im XXXL-Format benötigte. Mit dem Sport-Club hatte Frank Schmidt vor 26 Jahren den Aufstieg aus der Ostliga verpasst, mit Heidenheim hat es der Trainer Schmidt von der vierten Liga bis in die höchste geschafft.
Dem Sympathikus mit den Riesenlatschen wurden finanziell Stärkere um keine Nummer zu groß. Schmidt trainiert seit 16 Jahren Heidenheim. Er übertrifft im Langzeitranking sogar Freiburgs Trainerguru Christian Streich, der seit elf Jahren die Breisgauer coacht.
Eine ähnlich lange Tätigkeit beim selben Klub ist in Österreich nur Thomas Silberberger vergönnt, der zu Saisonschluss seinen 50er zeitgleich mit dem zehnjährigen Trainerjubiläum bei der WSG Tirol feiern kann. So viel Geduld wurde Kollegen im intrigenreichen Wien, wo Betriebstreue eher als Schwäche ausgelegt wird, nie zuteil.
Die Beispiele Streich, Schmidt, Silberberger sollten speziell ostösterreichische Funktionäre zum Um- oder zumindest zum Nachdenken veranlassen. Oder ist es nur Zufall,
... dass man beim aktuellen Absteiger SV Ried in den letzten zehn Jahren nicht weniger als 16 Trainer „verbraucht“ hat ?
... dass die traditionsreiche Admira, der sogar ein Durchmarsch in die dritte Liga droht, innerhalb der letzten zwei Jahre sechs Trainern (darunter Andi Herzog und Klaus Schmidt) das Vertrauen entzog?
... dass hingegen die Salzburger im zweiten Trainerjahr von Matthias Jaissle erneut mit ihm Meister wurden?
.. und dass bei den zwei Aufstiegskandidaten GAK und BW Linz seit zwei Jahren (für Fußballbegriffe eine lange Zeit) die Trainer Gernot Messner und Gerald Scheiblehner Aufbauarbeit leisten können?
Unabhängig von der endgültigen Zusammensetzung der beiden Bundesligen und deren künftigen Trainerpersonalien steht fest: Kein einziger der insgesamt 28 Klubs wird die neue Saison mit einem unveränderten Team beginnen.
Die Bundesliga ist längst zum Durchhaus geworden. Zum Vorteil der Spielerberater, die bei Transfers mitschneiden.
Das Publikum hat sich an das Kommen und Gehen gewöhnt. Es reagiert sogar mit Rekordbesuch, wenn – wie heuer – sowohl das Titelrennen als auch der Kampf gegen den Abstieg spannend sind. Noch nie seit 2008 (als Rapid zum letzten Mal Meister geworden war) strömten so viele Menschen in die Stadien.
An jedem Wochenende waren es bei den sechs Oberhausspielen insgesamt bis zu 48.000.
So viele wie Heidenheim Einwohner hat.
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