Wie ein "Überirdischer" die gesamte Konkurrenz deklassiert
Auch an seinem letzten Arbeitstag einer außergewöhnlichen Saison war Tadej Pogacar unersättlich. Der 26-jährige Slowene gewann am Samstag die Lombardei-Rundfahrt zum vierten Mal in Serie und stellte damit den Uralt-Rekord von Fausto Coppi (1946 bis 1949) ein.
„Wir wussten irgendwie, wann und wo Tadej attackieren wird“, sagte der ratlose Belgier Remco Evenepoel, seines Zeichens immerhin zweifacher Olympiasieger von Paris. Doch aufzuhalten war Pogacar nicht. Als Bester vom Rest der Welt wurde Evenepoel Zweiter, ganz 3:16 Minuten fehlten auf den Sieger. „Ein Phänomen fuhr vor mir“, sagte der 24-Jährige staunend.
Schier unglaubliche 25 Siege fuhr Pogacar heuer in 57 Renntagen ein – und er fuhr dabei insgesamt einen Vorsprung von mehr als einer halben Stunde heraus. 34 Sekunden waren es bei der Weltmeisterschaft, 2:44 Minuten bei der Strade Bianche, 3:41 bei der Katalonien-Rundfahrt, 6:17 bei der Tour de France und 9:56 beim Giro d’Italia.
Für die italienische Gazzetta dello Sport ist Pogacar nach seinem Sieg am Samstag der „König der Welt“, für Eurosport ein „Überirdischer“, für die Konkurrenz einfach unschlagbar.
Pogacars Dominanz erinnert an Eddy Merckx (79). Auch der „Kannibale“ hatte unstillbaren Hunger nach Siegen. Vergleiche mit dem „Campionissimo“ (Meister aller Meister) lehnt der Slowene aber vorerst ab: „Wir werden nach meiner Karriere sehen, wo ich stehe.“
Ob seiner Dominanz muss sich Pogacar schon rechtfertigen. Erdrücke er gar den Sport? „Man kann immer Leute im Internet finden, die sich negativ äußern“, sagte er nach seinem Sieg. „Aber ich habe entlang der Straße keinen gesehen, der das sagt. Ich habe nur glückliche Fans gesehen.“
Die Neider
Und die neuerlichen Doping-Diskussionen nach seiner für viele unmenschlichen Leistung wischt er vom Tisch. Diese Spekulationen seien nur der Ausdruck von „Neid“ aufgrund seiner Überlegenheit. „Es wird immer Neid geben. Und Dominanz gibt es überall, in der Wirtschaft und im Sport.“
Jetzt aber hat die Konkurrenz ein paar Monate lang ihre Ruhe. Pogacar verabschiedet sich in die Ferien. Was er normalerweise im Urlaub mache? „Ein bisschen Radfahren.“
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