Gutes Rad ist teuer: Um 16.000 Euro fahren wie die Stars der Tour
"Eigentlich ist das ein Rad von der Stange", sagt Patrick Konrad. „Das kann sich jeder Radfahrer so auch zusammenstellen und kaufen.“ Voraussetzung dafür ist ein gut gefülltes Bankkonto: Etwa 16.000 Euro kostet das Rennrad, mit dem der Österreicher derzeit bei der Tour de France unterwegs ist. Wenige Wochen vor der wichtigsten Radrundfahrt der Welt stellte der 30-Jährige dem KURIER sein gar nicht so exklusives Arbeitsgerät vor.
"Wir testen das Material im Profi-Alltag", sagt Konrad. Und zwar intensiv. 30.000 Kilometer sitzt er pro Jahr im Sattel, 10.000 davon bei Rennen. "Erst danach kommen die Teile auf den Markt."
Sein Specialized S-Works ist ausgestattet mit den Top-Teilen des japanischen Herstellers Shimano namens Dura Ace. Der Rahmen, der Vorbau, der Lenker, die Laufräder sind aus Carbon, die Schrauben aus Titan, alle Kugellager aus Keramik (siehe Grafik oben). Um extremen (und gefährlichen) Leichtbau zu verhindern, schreibt der Radsport-Weltverband (UCI) ein Mindestgewicht von 6,8 Kilogramm vor. "Wir sind sehr knapp an dieser Grenze dran“, sagt Konrad. Die größte Rolle spielt das Gewicht (von Material und von Athlet) an den langen Anstiegen in den Alpen und den Pyrenäen. "Ein Kilogramm mehr kostet am Berg circa fünf Watt Leistung“, erklärt Konrad.
Seit letztem Jahr fährt der in Eisenstadt lebende Niederösterreicher nicht mehr mit den klassischen, an die Felge geklebten Rennradreifen, sondern mit 25 bis 28 Millimeter breiten Schlauchlosreifen. "Diese kann ich mit nur 5,5 Bar fahren. Sie haben mehr Grip und weniger Reibung“, erklärt er. "Und eine Pannenmilch im Reifen dichtet kleinste Löcher sofort ab.“
Am Hinterrad fährt Konrad eine Kassette mit zwölf Zahnkränzen. Der kleinste hat 11 Zähne, der größte (Berggang) 30. Vorne fährt er meistens ein 54-er und ein 39er-Kettenblatt. "Ich kann aber auch auf 36 oder sogar bis 34 runtergehen.“
Geschaltet wird im Jahr 2022 kabellos. "Das ganze Hirn der Schaltung ist da hinten in der Box“, sagt Konrad. Die Tretkurbel ist hohl und mit einem Watt-Messsystem ausgestattet, das mit dem Radcomputer verbunden ist. "Trainiert wird vor allem nach Leistung, Puls und Zeit.“
Sicher runter
Lange waren Scheibenbremsen im Rennrad-Bereich umstritten, mittlerweile sind sie der Stand der Technik. Diese hätten eine bessere Performance, seien besser zu dosieren, hätten den immer gleichen Druckpunkt und vor allem bei Regen große Vorteile. Außerdem: "Bei langen Abfahrten können die Reifen nicht mehr überhitzen.“
Bei der Tour stehen Konrad drei exakt gleiche Räder zur Verfügung, dazu kommen zwei Zeitfahrräder, die sich vom normalen Rennrad deutlich unterscheiden, etwa durch die extrem aerodynamische Sitzposition, den Zeitfahr-Lenker und das mit 58 Zähnen deutlich größere Kettenblatt. Für sich daheim behalten durfte er sich das Rad vom Tour-Etappensieg 2021 und jenes vom olympischen Radrennen in Tokio.
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