Pöstlberger trägt das Trikot der österreichischen Nationalmannschaft. Im Herbst wurde sein Profivertrag beim australischen Team Jayco AlUla nicht verlängert und der 32-Jährige stand plötzlich auf der Straße.
Die Tour of the Alps ist für den verdienstvollen Profi die willkommene Gelegenheit, ins Rampenlicht zu radeln und sich für ein neues Team zu empfehlen. „Als Außenstehender kriegt man das ja nicht so mit: Aber die Ungewissheit gehört zum Radsport dazu. Du weißt nie, ob du einen Vertrag erhältst“, sagt Lukas Pöstlberger.
Ein Tag in Rosa
Dabei kann der 32-Jährige in seiner langen Profi-Karriere durchaus bemerkenswerte Erfolge vorweisen: 2017 gewann Pöstlberger die Auftaktetappe des Giro d’Italia und trug das Rosa Trikot, auch beim Critérium du Dauphiné feierte der Spezialist für Eintagesrennen bereits einen Etappensieg.
Doch die Luft ist rauer geworden im Radsport, die Plätze in den Profiteams sind umkämpfter denn je. Die vielen schweren Massenstürze, die es nicht erst in diesem Jahr zu verzeichnen gibt, kommen nicht von ungefähr.
„Die Art des Rennfahrens hat sich verändert“, sagt Pöstlberger. „Alles ist komplett am Limit, die Bereitschaft, den anderen auf der Straße Raum zu geben, ist nicht da. Und wenn sich dann 25 Leute hinlegen, dann brechen acht Schlüsselbeine und drei Brustkörbe.“
Lukas Pöstlberger muss sich erst wieder an das Fahren im dichten Pulk gewöhnen. Das letzte Rennen hatte er im Oktober 2023 in Hongkong bestritten – und übrigens gewonnen – seither war er nur solo oder mit seiner Freundin, der Mountainbikerin Anna Spielmann, unterwegs.
Neue Lebenserfahrung
Um ein wenig Wettkampfpraxis zu sammeln und an die Schmerzgrenze zu gehen, hat der Österreicher in der Vorbereitung umgesattelt und versuchte sich im Mountainbike. Bei diesen Erfahrungen im Extrembereich lernte Lukas Pöstlberger das Leben als Rennradfahrer noch mehr zu schätzen. „Eineinhalb Stunden lang permanent an der Kotzgrenze zu fahren, war eine ganz neue Lebenserfahrung. Solche Belastungen findest du auf der Straße nicht“, erzählt der Wahl-Tiroler.
Null am Konto
Der Abstecher zu den Mountainbikern hat die Wirkung jedenfalls nicht verfehlt. „Was meine Werte betrifft, bin ich leistungsmäßig gerade so stark wie nie.“ Das ist die perfekte Motivation für die große Mission, die Lukas Pöstlberger für das heurige Jahr ausgerufen hat: Die Teilnahme am olympischen Straßenrennen in Paris.
Für diesen Lebenstraum nimmt der langjährige Bora-hansgrohe-Profi viele Entbehrungen auf sich und lebt seinen Idealismus aus. „Es ist alles eigenfinanziert. Am Ende des Monats steht am Konto die Null“, berichtet Lukas Pöstlberger.
Der 32-Jährige fühlt sich trotzdem privilegiert. „Meine Passion für den Sport überwiegt den finanziellen Benefit. Deswegen bin ich nicht Radfahrer geworden.“
Kommentare