Corona-Krise im Spitzensport: "Amateurhafte Denker sind am Werk"

Auch Manchester City und Real Madrid sind von der Krise betroffen
Sportphilosoph Gunter Gebauer entwirft zwei Zukunftsszenarien. Das pessimistische würde den Sport grundlegend verändern.

KURIER: Die deutsche Bundesliga plant ab Mitte Mai mit Geisterspielen zu starten. Spitzensport ohne Publikum – ist das nicht pervers?
Gunter Gebauer: Man kann zurecht sehr viel Negatives sagen über Geisterspiele. Wenn jedoch ein Drittel des Spielbetriebs nicht stattfindet, sind viele Vereine einfach nicht mehr überlebensfähig. Spiele vor leeren Rängen können den Verlust ein wenig abfedern, sie sind gleichzeitig aber auch nur eine behelfsmäßige Lösung, an der niemand viel Freude haben kann. Das könnte ein wenig abgemildert werden, wenn Bezahlsender ihre Kanäle öffnen und einem breiten Publikum gegen kleines Geld oder gegen ein Nachfolgeabo die Spiele anbieten.

Zuletzt haben sich einige gut bezahlte Fußballer bereit erklärt, auf Gehälter zu verzichten. Hat Sie die Großzügigkeit überrascht?

Viele Stars haben seit Langem soziale Stiftungen und hängen das nicht unbedingt an die große Glocke. Wenn Leute meinen, die Profis verzichten in der Corona-Krise auf Geld, um gute Presse zu bekommen, dann ist das nicht ganz richtig.

Was meinen Sie damit?

Dahinter steckt bei vielen der feste Gedanke, dass sie von ihrem glücklichen Schicksal etwas abzugeben haben. Ich war beeindruckt, wie viele Spieler sofort reagiert haben. Natürlich mag man jetzt meinen, es ist nichts Großartiges dabei, wenn die Bayern-Spieler auf zwanzig Prozent ihres Millionengehalts verzichten. Dennoch wissen wir, dass viele reiche Menschen ungern etwas von ihrem Vermögen abgeben.

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