„Ich habe alles erreicht, was ich heuer erreichen wollte“, hat Valentin Bontus im KURIER-Gespräch gesagt. Und dann erst kam Olympia. Der 23-jährige Perchtoldsdorfer konnte völlig befreit vor Marseille ins Wasser gehen. Wenige Wochen davor hatte er in Hyères, nur 80 Kilometer von Marseille entfernt, WM-Bronze gewonnen.
Und dann kam dieser 9. August 2024 und der perfekte Finallauf. Knapp zwei Monate später hält die Euphorie um Valentin Bontus an. TV-Auftritte, Sponsoring-Angebote und Autogrammstunden, wie am Samstag beim Tag des Sports, stehen jetzt an der Tagesordnung.
Nachdem Sie gewonnen haben, haben Sie gesagt, Sie müssen den Erfolg erst realisieren. Ist es jetzt angekommen?
Ja, mittlerweile definitiv. Aber es gibt immer noch Momente, an denen es mir wieder in den Kopf kommt. Dann sitz’ ich mit Gänsehaut zu Hause und denk’, es ist unglaublich.
Wo hat die Medaille ihren Platz?
Noch gar nirgends. Ich hab sie eigentlich die ganze Zeit bei den Medienterminen mit.
Sie sind der erste Olympiasieger in dieser Disziplin, das bleibt Ihnen für immer. Wie geht es Ihnen damit?
Ich bin stolz, dass ich diesem Sport ein bisschen den Weg in die Zukunft geben kann. Durch die Präsenz in den Medien konnte ich zeigen, dass es ihn gibt. So kommt er vielleicht eher für Junge infrage.
Valentin Bontus
Der 23-Jährige wurde am 1. Februar 2001 geboren und wuchs in Perchtoldsdorf, weit weg von jedem Ozean, auf
NÖ, Bayern, Paros
Bontus’ Familie fand am Neusiedler See zum Kiten. Seine Eltern betreiben ein Hotel auf der griechischen Insel Paros. Bontus selbst lebt in Garmisch-Partenkirchen
200 Tage pro Jahr
– manchmal mehr – ist Valentin Bontus am Wasser. Abseits trainiert er etwa am Rennrad oder in der Kraftkammer
Erfolge 2024
Neben Olympiagold gewann Bontus heuer auch WM-Bronze in Frankreich
Wie hat sich Ihr Leben verändert seit diesem Olympiasieg?
Privat Gott sei Dank nicht so extrem. Es geht mir nicht wie einem Filmstar, der überall plötzlich von Paparazzi umzingelt wird. Aber es gibt schon viel Aufmerksamkeit. Und es gibt Dinge, die abgearbeitet werden müssen. Aber das macht ja auch Spaß. Klar sind Tage dabei, an denen es zu viel wird. Aber im Nachhinein betrachtet ist es mega cool, und ich bin froh, dass ich diesen Sport als meinen Job machen kann und dass ich da jetzt auch die Aufmerksamkeit bekomme, die mir irgendwo auch zusteht – weil hinter diesem Erfolg sehr, sehr viel Arbeit steckt.
Ausführliches Interview mit Valentin Bontus
Welche Bedeutung hat es für einen Sportler, bekannt zu sein? Können Sie das erklären?
Ich glaube, dass so ein Erfolg vor allem in einem kleinen Land wie Österreich viel wert ist. Hier ergeben sich dadurch Möglichkeiten, auch finanziell. Es ist unheimlich wichtig, das jetzt ordentlich und richtig zu machen und sich auch die richtigen Leute, die richtigen Berater an die Seite zu nehmen. Es gibt jetzt viele Leute, die mir erzählen, wie das alles laufen wird. Das ist sehr, sehr schwierig und auch oft eine Belastung. Aber ich glaube, ich gehe ganz gut damit um und ich versuche, das meiste rauszuholen.
Sie haben erzählt, dass Sie manchmal in der Kite-Szene aufgezogen werden, warum Sie als Österreicher nicht Skifahrer geworden sind. Und dann gewinnt Österreich in Frankreich Gold im Segeln und Kiten. Wie erklären Sie sich das?
Segeln ist die erfolgreichste Sommersportart Österreichs bei den Olympischen Spielen. Ich glaube, was Österreich einfach sehr gut macht, ist das ganze Rundherum. Die harte Arbeit, die dahinter steckt – die kann Österreich! Und die Unterstützung vom Land und speziell vom Segelverband ist einfach super und auf so einem hohen Level, dass man die Leistung dann als Athlet im Bewerb abliefern kann.
Oft wird gesagt: „Der kommt aus dem Nichts!“ Sie selber wissen aber, wie viel harte Arbeit in Wahrheit dahinter steckt. Wie geht es einem da?
Es ist manchmal schon frustrierend zu sehen, dass Außenstehende nicht immer verstehen, wie viel Arbeit wirklich dahinter steckt. Das Planen, das Reisen. Man muss immer mit dem Auto fahren und das Motorboot vom Trainer mitziehen. Das sind logistische Challenges. Die Arbeit ist von außen schwer zu erkennen. Ich nehme das aber niemandem übel! Diese letzten drei Jahre waren sehr aufwendig und ich habe alles reingesteckt, um am Top-Level anzukommen. Dass ich dann WM-Bronze und Olympiagold gewinne, kommt nicht aus dem Nichts und ist auch keine Eintagsfliege.
Das Projekt Olympia 2024 hat 2021 begonnen. Wann beginnt das Projekt Olympia 2028?
Genau jetzt.
Sie haben in Interviews Witze über Ihre eigene Statur gemacht. Immer wieder wird Ihr Körper jetzt thematisiert. Wie geht es Ihnen damit?
Es gibt immer wieder Situationen, wo es halt dann von Medien – wie soll ich sagen – nicht so nett interpretiert wird. Ich selber nehm's halt einfach lustig. Ich bin zufrieden mit meinem Körper. Ich schäme mich nicht, dass ich ein bisserl fester bin als manche andere. Ich steh’ da drüber. Ich glaube, ich habe da ein gutes Selbstbewusstsein.
Sie wirken überhaupt so unbeschwert, haben immer einen lockeren Spruch auf den Lippen, feiern gerne und machen kein Geheimnis daraus. Sind alle so in der Kitewelt?
Ich komme ja eigentlich aus dem Freestyle. Da ist es schon noch eher so, dass man mal mit Bier am Strand sitzt. Ich hab’ auch versucht, das ein bisschen mitzunehmen. Aber irgendwann geht das nicht mehr. Wenn man das professionell macht, dann kann man nicht gleichzeitig Party machen. Ich bin aber gar nicht traurig darüber.
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