Bei Olympia hat sich der viel gescholtene ORF bei Sportfans rehabilitiert – ist der staatliche Gebührensender, von französischer TV-Technik profitierend, doch rund um die Uhr im Bilde. Und wenn man trotz Dauerpräsenz auf zwei Sendern (ORF 1, ORF Sport+) nicht alle zahlende Kunden befriedigen konnte, lag’s auch daran, dass sich in Paris die Ereignisse überschlugen. Dass von der Regie zwischen Sprinten, Kicken und Schwimmen um Gold hin und hergeschaltet werden musste. Und dass König Fußball konträr zum Sportalltag bei Olympia nur die Prinzenrolle spielt. Dabei ist’s für Europas Fußball-Nationalteams ungleich schwerer, sich für Olympia, als für eine EM oder eine WM zu qualifizieren.
Nur vier von 55 UEFA-Mitgliedsländern sind an Sommerspielen startberechtigt. Bei der WM 2026 werden es 16 sein.
Selbst Deutschland verpasste die Olympia-Qualifikation. Österreichs letzte Teilnahme liegt gar 72 Jahre zurück. Als Vienna-Stürmer Walter „Tscharry“ Grohs die ÖFB-Auswahl zum unerwarteten 4:3 über Gastgeber Finnland schoss. Der Steirer auch gegen Schweden traf. Die Österreicher stiegen auf. Und mussten (bzw. durften) nach ihrem späteren Out noch ein en Monat im sommerlich schönen Helsinki bleiben. „Der ÖFB hat nämlich nur mit einem Kurzauftritt von uns gerechnet, hat zu früh die Heimflüg’ gebucht“, erzählte Grohs schmunzelnd. „Dann hat’s ka Ticket mehr geben, dafür vier Wochen lang für jeden von uns an Dollar Taggeld.“
Das KURIER-Interview mit dem letzten Olympia-Torschützen fand 2016 im größtem Gemeindebau statt. Auf der 22-er-Stiege vom Karl-Marx-Hof, wo Grohs, obwohl Nationalspieler und mit Vienna 1955 Meister gewesen, bis zu seinem Ableben auf 65 Quadratmetern mit seiner Frau lebte. Und dies als Privileg empfand.
Andere Zeiten, andere Ansprüche, bescheidenere Dimensionen.
1952 wurde Gold, Silber, Bronze in 17 Sportarten (aktuell 32) vergeben. Noch nicht olympisch oder noch gar nicht erfunden gewesen waren jene, über die sich ÖOC-Präsident Karl Stoss als Medaillen-Überreicher jetzt besonders freuen durfte. Segeln, Kite-Surfen, Klettern, Judo. Bewerbe, für die keine großen, teuren Sportstätten notwendig sind. Und in denen man auf die vermeintliche Sportstadt Wien und die Launen ihres unfehlbaren Sportstadtrates nicht angewiesen ist. Insidern kommt das längst nicht mehr spanisch vor.
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