Jesse Owens, Jim Hines, Carl Lewis, Ben Johnson, Maurice Greene, Usain Bolt. Die größten Stars der Leichtathletik sprinteten zumeist die kürzeste Strecke – 100 Meter. Diesmal ist alles anders. Auch Paris 2024 hat seine Kapazunder, doch die kommen von der Lang- oder Mittelstrecke, vom Diskuswerfen, vom Hochspringen oder vom Stabhochsprung.
Eliud Kipchoge
Am 12. Oktober 2019 begeisterte der Kenianer Wien und die ganze Welt. Bei der Ineos 1:59 Challenge lief er auf der Hauptallee einen Marathon als erster Mensch unter zwei Stunden – 1:59:40 unter „Laborbedingungen“ mit wechselnden Tempomachern.
Seit Kipchoge auf die Marathon-Strecke gewechselt ist, dominiert er den Sport – also seit über einem Jahrzehnt. Er brach den offiziellen Weltrekord, er holte Olympia-Gold in Rio und Tokio. Im Herbst seiner Karriere mit 39 Jahren zählt Kipchoge nicht mehr zu den Top-Favoriten. Und doch möchte der Nationalheld Kenias in Paris den dritten Gold-Streich folgen lassen. Es wäre eine Premiere. Keinem Läufer ist es bisher gelungen, dreimal den Olympia-Marathon zu gewinnen.
Mykolas Alekna
1986 schleuderte DDR-Diskuswerfer Jürgen Schult die Scheibe 74,08 Meter weit, am Höhepunkt des staatlich organisierten Dopings. Ein Rekord für die Ewigkeit. Am nächsten kam ihm Virgilijus Alekna. Der Olympiasieger von 2000 und 2004 schaffte 73,88 Meter. Doch es war dessen Sohn Mykolas vergönnt, den „Rekord für die Ewigkeit“ zu brechen. Nach 38 Jahren landete der Diskus bei 74,35 Metern, Weltrekord. Damit ist der erst 21-Jährige der klare Favorit auf Gold im Finale am Mittwoch.
Jakob Ingebrigtsen
Der Norweger spielt sich mit seinen Gegnern. In den Vorläufen über 1.500 Meter lässt er sich demonstrativ zurückfallen, um das Tempo auf den letzten 300 Metern zu erhöhen und locker eine Runde aufzusteigen. Der Läufer polarisiert mehr, als er geliebt wird. „Er ist eine Klasse für sich, er ist sieben Sekunden schneller als ich, das kann er sich leisten“, sagte Raphael Pallitsch im KURIER-Gespräch, nachdem er mit dem erst 23-Jährigen in einem Vorlauf lief. „Arrogant ist er nicht, aber ich bin kein Fan von ihm. Wir brauchen nicht diese Heroisierung. Man sieht ja dann im Nachgang bei allen, was rausgekommen ist. Da bleibt kaum etwas über.“ Wo Ingebrigtsen antritt, gewinnt er. Derzeit ist er so schnell wie noch nie. Mit großen Schritten nähert er sich dem Weltrekord an – und seinem zweiten Olympia-Gold nach Tokio.
Gianmarco Tamberi
Wer sagt, dass der Leichtathletik die Typen fehlen, hat noch nie etwas von Gianmarco Tamberi gehört. Wo der Hochspringer aus Italien auftaucht, ist Spektakel. Sobald der 32-Jährige in ein Finale einzieht, rasiert er sich seinen Vollbart ab – halbseitig. „Ich mag es, die Leute zu entertainen“, sagt der Olympiasieger von 2021, der den Spitznamen „Half Shaved“ trägt. Bei der Siegerehrung ist der Bart dann ganz ab.
Armand Duplantis
Die Quoten für einen Olympiasieg des Schweden im Stabhochsprung werden nicht hoch sein. Duplantis’ aus den USA stammender Vater Greg war ein guter Stabhochspringer. Mutter Helena vertrat Schweden im Siebenkampf.
Doch der Sohn wurde zum Überflieger. Sobald „Mondo“ scheinbar spielend leicht durch die Lüfte segelt, fallen Bestmarken. Seinen Rekord hat er mittlerweile auf 6,24 Meter geschraubt, Gold liegt bereit.
Kommentare