Warum im Zimmer von Turnerin Charlize Mörz Fotos von Lionel Messi hingen

Charlize Mörz in Paris
Die Tochter von Ex-Kicker Michael Mörz startet am Sonntag in ihre ersten Olympischen Spiele.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

35 österreichische Polizisten, etliche davon begleitet von Sprengstoffspürhunden, sind auf französischen Olympia-Schauplätzen im Einsatz. Ein neuer Polizei-Kollege aber, der am ersten Olympia-Sonntag dienstfrei hat, wird am nervöstesten sein. Aus sportlichem Grund.

Jung-Inspektor Michael Mörz, 44, ist der Papa von Österreichs jüngster Olympiastarterin. Die heuer Turngeschichte schrieb, als sie den Weltcup gewann. Charlize Mörz, 18, turnt Sonntag ab 19 Uhr um den Einzug ins Finale. Sie und die ORF-Sportfreunde verdienen es, dass die Olympia-Premiere der Burgenländerin live zu sehen ist. Hat doch ihr Können speziell im Bodenturnen artistisches Niveau.

Charlize – sie ist des Turnens wegen nach Linz übersiedelt – zeigt noch mehr Bereitschaft zum Quälen als früher ihr Vater. Das will was heißen, galt doch Michael Mörz bei der SV Mattersburg in 315 Bundesligaspielen nicht nur als einer der technisch besten, sondern auch als einer der fleißigsten Fußballer. Weshalb ihm Teamchef Hans Krankl in zwölf Länderspielen vertraute.

Ähnlich viel Lob wie ihr Papa in den ersten 2000er-Jahren von Krankl und Mattersburg-Trainern erhält Charlize aktuell von Trainerin Gabriele Frehse. Auch das ist nicht selbstverständlich, legt doch die Chemnitzerin als eine, die den DDR-Sportdrill erlebte, heute noch ostdeutsche Maßstäbe an.

Charlize, die noch das Gymnasium besucht und als Volksschulkind ihr Zimmer mit Messi-Fotos tapeziert hatte, murrt nicht über täglich sechsstündiges Training. Sie freut sich vielmehr auf viel olympisches Publikum, in dem auch ihre beiden älteren Schwestern daumendrückend sitzen werden.

Die künftige Präsidentin von Turnsport Austria, Gabriele Jahn, warnt vor zu hohen Erwartungen. Als ehemalige ORF-Kommentatorin weiß sie, wie schmal der Grat zwischen Begeisterung und Enttäuschung sein kann. „Es wäre schon ein großer Erfolg, wenn Charlize die Quali übersteht und ins Finale der besten 15 kommt.“

Starke Konkurrenz

Weil die Nordamerikanerinnen, allen voran die 142 Zentimeter kleine große Favoritin Simone Biles, beim Weltcup gefehlt hatten;

  • weil schon eine minimale (für den normalen Zuseher kaum erkennbare) Unsicherheit genügt, um von den Wettkampfrichtern brutal zurückgereiht zu werden;
  • und weil die Leistungsdichte im Elementarsport extrem ausuferte. Ein Trend, der bei den Männern den steirischen Weltklasseturner Vinzenz Höck das Olympia-Ticket kostete. Worüber selbst manch Experte den Kopf schüttelt. Nicht einmal ein vierter und fünfter Platz bei EM und WM genügten, um als Österreicher von der internationalen Jury für Paris zugelassen zu werden.

Soeben erst wurde Diplomingenieur Höck, 28, das Silberne Ehrenzeichen der Republik verliehen. Um Olympia-Gold turnen aber darf der akademische Herr der Ringe nicht.

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