Medaillenbann gebrochen: Zajac/Frank holen Bronze

Thomas Zajac und Tanja Frank haben eine Bronzemedaille gewonnen
Thomas Zajac und Tanja Frank holen das erste Edelmetall für Österreich in Rio.

Österreich, Land der Segler: Thomas Zajac und Tanja Frank sorgten am Dienstag mit Bronze für die erste rot-weiß-rote Medaille bei Olympia in Rio, die erste seit Peking 2008. Das Nacra17-Duo behauptete im finalen Medal Race souverän den dritten Rang. Gold ging an Argentinien, Silber an Australien.

Die beiden Wiener wirken zwar wie ein altes, eingespieltes Team, doch der Schein trügt ein wenig. Die Nacra17-Bootsklasse gibt es erst seit wenigen Jahren, sie wurde im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Rio entworfen – die neun Meter hohen Katamarane erlauben hohe Geschwindigkeiten.

Novum

Erstmals bei Olympia sitzen daher nun auch Männer und Frauen in einem Boot. Damit ist Segeln eine der wenigen Ausnahmen. Gemeinsame Sache machen beide Geschlechter sonst vorwiegend bei den Mixed-Bewerben in den Rückschlag-Sportarten (Tennis, Badminton).

Lediglich im Pferdesport dürfen Männlein und Weiblein auch alleine gegeneinander um Medaillen kämpfen.

Ganz ausgeglichen ist auch beim Segeln die Arbeitsteilung noch nicht. Nur vier der zwanzig Nacra17-Boote wurden von Frauen gesteuert. Auch auf dem österreichischen Katamaran kümmert sich Tanja Frank als Vorschoterin um die Segel, den Kurs bestimmt Steuermann Thomas Zajac.

Die Ende 2012 eingegangene Zweckgemeinschaft ging bald auf. Erfahrung und Erfolge brachte beide mit ins Boot. Der mittlerweile 30-jährige Zajac war schon 2009 Vizeweltmeister im Tornado. Gemeinsam mit Thomas Czajka wurde das Duo als Nachfolger für die Doppelolympiasieger Hagara/Steinacher (2000, 2004) aufgebaut. Der Plan scheiterte an am internationalen Segelverband, der die Tornado-Klasse aus dem olympischen Programm strich.

Umstieg

So kam Zajac zu Tanja Frank, die davor mit Lara Vadlau erfolgreich über die Weltmeere gesegelt war. 2011 wurden die beiden noch Jugend-Weltmeisterinnen.

Doch Vadlau wechselte Boot und Partnerin, in der 470er-Klasse geht es für die Kärntnerin heute, Mittwoch, mit Jolanta Ogar in die Entscheidung.

Doch Frank passte sich rasch an die neuen Bedingungen an, die heute 23-Jährige gilt nicht nur als kluge und wissbegierige Seglerin. Mit lediglich 14 Jahren begann sie neben der Schule mit einem Biologiestudium, weil sie der normale Unterricht unterfordert hatte. Ein Intelligenztest ergab bei ihr einen IQ von 137. Der Mittelbereich liegt zwischen 85 und 115.

Das Segeln liegt Tanja Frank zwar nicht in den Genen, wurde ihr aber dennoch gewissermaßen in die Wiege gelegt: Mit zwei Jahren setzte sie ihre Adoptivmutter, eine Segelschulbesitzerin, erstmals in ein Segelboot, seit sie fünf ist, nimmt sie an Regatten teil. Die bislang wichtigste in ihrem Leben beendete sie nun: mit Olympia-Bronze.

Thomas Zajac: „Unglaublich, es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Es war alles so knapp, wir haben auch im Medal Race gefightet und uns nur auf unsere Sache konzentriert.“ Tanja Frank: „Ich kann es immer noch nicht glauben. Man arbeitet vier Jahre darauf hin, dann ist es so schnell da.“

Medaillenbann gebrochen: Zajac/Frank holen Bronze
ABD0165_20160816 - RIO DE JENAIRO - BRASILIEN: Thomas Zajac und Tanja Frank (AUT, Bronzemedaille) am Dienstag, 16. August 2016, während des Narca 17 Mixed Segel Bewerbes in Rio de Janeiro. Die Olympischen Sommerspiele 2016 finden von 05. bis 21. August 2016 in Rio de Janeiro statt. - FOTO: APA/EXPA/JOHANN GRODER

Angelo Glisoni (Trainer von Zajac/Frank):

„Ich glaube, ich brauche jetzt erst einmal ein paar Caipirinha, um das zu realisieren. Wir haben sehr hart gearbeitet, um dieses Ergebnis zu erreichen, das ist ein Traum.“

Karl Stoss (ÖOC-Präsident):

„Langes Warten wird belohnt und die professionelle Vorbereitung des Segelverbandes und des Teams. Dass eine Medaillen als Lohn zurückkommt, ist großartig. Es ist eine kleine Überraschung, aber eine großartige Überraschung, wir freuen uns unglaublich mit dem Team. Jetzt geht es für die anderen vielleicht noch lockerer, jetzt ist der Bann gebrochen, jetzt schauen wir nach vorne.“

Christoph Sieber (Österreichs Chef de Mission):

„Es ist eine riesige Erleichterung für die ganze Sportnation. Die beiden haben eine super solide Regatta gesegelt. Ich bin einfach nur glücklich, dass es funktioniert hat, gerade für die beiden Segler, die ja am wenigsten auf der Rechnung gestanden sind, das ist einfach nur eine Freude.“

Peter Mennel (ÖOC-Generalsekretär):

„Dass sie mit dem Druck so cool umgegangen sind, nicht so viel riskiert haben und es so gut nach Hause gebracht haben, das war faszinierend. Weil sie genauso gewusst haben, dass sie jetzt eine der Hoffnungen sind, doch noch diese so ersehnte Medaille machen zu können. Von Gänsehaut, über Klotz im Hals bis zu Tränen waren bei uns alle Emotionen dabei. Für uns ist es auch eine Erlösung und eine Bestätigung, dass unsere Leute im Umfeld eine gute Arbeit leisten und geleistet haben.“

Hans Peter Doskozil (Sportminister Österreich):

„Es war unglaublich spannend bis zur letzten Sekunde. Es ist eine große Erleichterung, dass es geklappt hat. Das ist super, ausgezeichnet, wirklich toll.“

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