ÖSV-Stars vor Gröden-Abfahrt: "Können uns nicht immer abwatschen lassen"
Es ist ja nicht so, dass die österreichischen Abfahrer mit einem Widerwillen ins Grödnertal kommen würden. Ganz im Gegenteil: Man wird im Weltcuptross niemanden finden, der den Traditionsort in den Südtiroler Dolomiten aus dem Weltcup-Kalender streichen möchte.
Matthias Mayer spricht stellvertretend für alle, wenn er sagt: „Gröden ist immer fein: Gutes Essen, schönes Wetter, was will man mehr?“
Wie wär’s vielleicht einmal mit einer Spitzen-Platzierung oder gar einem Sieg?
Die Begeisterung über das Grödnertal endet dort, wo die Abfahrtspiste anfängt. Sobald Österreichs Läufer einmal auf der Saslong sind und die berühmten Kamelbuckeln und die berüchtigte Ciaslat vor den Füßen haben, dann beschleicht fast alle ein gewisses Unbehagen.
Ratlos & rätselhaft
Man hört es den Österreichern bei nahezu jedem Statement an, dass sie mit dieser Piste fremdeln. Ein kurzer Auszug aus den Eindrücken der ÖSV-Stars vor der ersten von zwei Abfahrten am Donnerstag im Grödnertal (11.45 Uhr, live ORFeins): „Ratlos“, sei er, gesteht Daniel Hemetsberger, da er im oberen Streckenabteil so viel Zeit verliere. „Ich bin nicht zuversichtlich.“
Matthias Mayer gibt unumwunden zu, „dass die Saslong für mich noch ein großes Rätsel ist.“ Der Mann ist dreifacher Olympiasieger und war bei sämtlichen Abfahrts-Klassikern auf dem Podest. In Gröden muss ein siebenter Rang als positiver Ausreißer herhalten. „Ich probiere es ja wirklich. Aber ich staune dann jedes Jahr aufs Neue, wie schwer es für mich ist, hier aufs Podest zu fahren.“
Das Schicksal teilt er mit Vincent Kriechmayr, auch der amtierende Doppelweltmeister kommt auf dieser Strecke nicht in Fahrt. In den letzten sechs Jahren war der Oberösterreicher in einer Gröden-Abfahrt nie in den Top Ten zu finden. „Wir können uns in Gröden nicht immer nur abwatschen lassen.“
Leichter gesagt als getan. Denn bei den lang gezogenen Kurven und in den Gleitpassagen der Traditions-Strecke können die ÖSV-Abfahrer ihre skitechnischen Qualitäten nicht ausspielen. Auf der Saslong sind Eigenschaften gefragt, die auf den meisten anderen Abfahrtsstrecken verpönt sind. „Hier muss man dahinschleichen und dahinschmieren. Da haben einige Läufer eine besondere Gabe“, sagt Matthias Mayer. „Deswegen gewinnen in Gröden Leute, die bei anderen Abfahrten oft nicht einmal in die Top 30 kommen.“
ÖSV-Cheftrainer Marko Pfeifer gibt sich jedenfalls keinen großen Illusionen hin. Die Chancen auf den ersten österreichischen Abfahrtssieg in dieser Saison hält der Kärntner für „eher gering.“
Einen kleinen Hoffnungsschimmer in Rot-weiß-rot gibt es dann aber doch. Die heutige Abfahrt findet auf einer verkürzten Strecke statt. Ohne die langen Gleitkurven, in denen die Österreicher traditionell so viel Zeit liegen lassen. „Das kann deshalb enger werden“, sagt Mayer.
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