Barbara Schett: "Heute wird nur aus dem Kübel gespielt"

Barbara Schett: "Heute wird nur aus dem Kübel gespielt"
Österreichs frühere Top-Spielerin spricht über Fehler bei den Damen, Dominic Thiem und Hamburg.

Wenn Peter-Michael und Sandra Reichel ein Turnier veranstalten, ist Barbara Schett (43) nicht weit. Beim European Open in Hamburg ist die frühere Nummer sieben der Welt für Sieger-Interviews zuständig. Bevor Dominic Thiem beim „Österreicher-Turnier“ heute gegen Pablo Cuevas aufschlägt, schlug sich die Tirolerin für ein Plauderstündchen frei.

KURIER: Sie haben ja gute Erinnerungen an Hamburg, oder?

Barbara Schett: Ich habe hier sehr gerne gespielt. Weil es oft kühl und regnerisch war, die langsamen Bedingungen sind mir gut gelegen. Zwei Mal habe ich hier im Semifinale gespielt, im Doppel zwei Mal gewonnen. Einmal mit Martina Hingis, da musste ich nur dort stehen, gut aufschlagen und returnieren, den Rest hat sie erledigt. Mit Patty Schnyder musste ich ein bisschen mehr machen. Aber ich liebe Hamburg auch als Stadt.

Sie sind Turnierbotschafterin in Linz. Sind Sie auch aus Verbundenheit zu den Reichels hier?

Das sicherlich, aber auch, weil ich fachlich, denke ich, nicht so schlecht bin.

Als Eurosport-Kommentatorin kommen Sie ja auch mit dem Herren-Tennis in Berührung. Wenn man mit deutschen Journalisten spricht, bekommt man den Eindruck, dass Dominic Thiem hier beliebter ist als Lokalmatador Alexander Zverev ...

Diesen Eindruck habe ich nicht. Freilich, Dominic ist generell sehr beliebt, weil er ein attraktives Spiel hat. Aber bei der Exhibition am Sonntag (da spielte Schett mit Zverev gegen Majoli/Massu; Anm.) hat man beim großen Auftrittsapplaus gemerkt, dass er beliebt ist.

Im Herren-Tennis gewinnen fast immer dieselben, bei den Damen herrscht große Abwechslung ...

Ich finde diese Unterschiedlichkeit total spannend und gut für den Sport. Man muss auch einmal sehen, wie übermächtig die Großen Drei mit Djokovic, Nadal und Federer sind, was da Arbeit dahinter steckt. Da kommt nur Dominic in Paris mit. Auf der anderen Seite hat man die große Vielfalt bei den Damen, wo man kaum prognostizieren kann, wer gewinnt.

Cori Gauff sorgte in Wimbledon für Furore. Spricht das gegen das Damen-Tennis, wenn eine 15-Jährige durchstartet?

Das ist ja keine absolute Weltneuheit. Martina Hingis hat mit 16 schon Grand-Slam-Turniere gewonnen, Michael Chang, Boris Becker oder Mats Wilander waren 17. Ich glaube, dass Gauff eine Belebung für unseren Sport ist. Sie spielt erfrischend, ist Amerikanerin und ist als Person eine Bereicherung. Die Einschaltquoten gingen überall in die Höhe.

Heute spielt aber fast jede Dame das gleiche Spiel. Gibt es Gründe?

Die Athletik hat einen viel größeren Stellenwert, dafür geht der Spielwitz immer mehr verloren. Das liegt in erster Linie am Training. Heute werden die Jungen beim Trainer abgesetzt, manche von diesen sind nicht einmal gut, da wird mehr ruiniert. Aber das Training ist immer gleich, heute wird nur aus dem Kübel spielt. Wir haben damals abseits der Turniere viel mehr Matches gespielt. Wenn man gegen Bessere spielte, probierte man dies aus, wenn man gegen eine Schlechtere auf dem Platz stand, dann probierte man Sachen wie Aufschlag-Volley.

Spielwitz sagt man Zverev und Thiem auch voraus. Wie sehen Sie ihre Chancen in Hamburg?

Nicolas Jarry gewann gerade ein Turnier und hat heuer Zverev besiegt. Thiem-Gegner Cuevas ist auf Sand stark. Die Beiden haben die wohl schwierigsten Auftakt-Lose gezogen. Ich wünsche aber, dass sie am Sonntag das Finale bestreiten.

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