Die Hoffnung
„Er hat geschmeidige Bewegungen wie eine Katze. Er hat ein Händchen, er hat so viel Gespür und Rhythmusgefühl“, schwärmt der 41-Jährige. „Wir Europäer müssen uns diese Tempowechsel antrainieren, für ihn ist das alles ganz natürlich.“
Pascal Chengs Eltern stammen aus China, er selbst ist in Österreich geboren und besucht die sechste Klasse AHS in der Heustadelgasse im 22. Bezirk. Bei den europäischen Jugendspielen 2022 gewann Cheng Bronze im Einzel, vergangene Woche wurde er offiziell für die Jugend-WM in Washington nominiert, wo er im September im Einzel, Mixed und auch im Team-Bewerb an den Start gehen wird.
In Österreich hat er in seiner Altersklasse keine Konkurrenz mehr. Andererseits liegen die vier besten erwachsenen Spieler in Österreich auch noch nicht in Reichweite. „Physisch reicht es noch nicht für die absoluten Top-Spieler“, sagt Rösler. „Er muss jetzt mehr ins Gym gehen und Muskeln aufbauen.“
Doch mehr als das Training liebt Cheng das schnelle Spiel. Schon mit sechs Jahren entdeckte er die Leidenschaft für Badminton, als ihn sein Vater zu Trainings mitnahm. „Von Anfang an haben die Trainer gemeint, dass ich ein gutes Gefühl dafür habe“, sagt er. Mittlerweile trainiert er viermal pro Woche in der Halle, dazu kommen zwei Fitness-Einheiten im Gym, am Wochenende werden Turniere gespielt.
Er bezeichnet sich als „guter Schüler“, Fußball habe ihn nie interessiert, für Partys bleibe wenig Zeit, auf die Ernährung achte er mittlerweile: „Ich schaue, dass mein Teller bunt ist. Das muss reichen.“
In Österreich ist Badminton noch immer eine Randsportart – vor allem, was die Finanzen betrifft. „Wir kämpfen als Österreicher gegen Verbände, die Hunderte Millionen aus dem Leistungssport-Budget bekommen“, sagt Rösler. In Singapur sind die Spieler direkt beim Staat angestellt; in Dänemark haben die Vereine eine Struktur wie sonst nur Fußballklubs; zum All England Open in Birmingham kommen 14.000 Zuschauer in die Halle. „Die Spieler verdienen Millionen und sind Stars, die auf der Straße erkannt werden.“
Der Held
Wie etwa Lin Dan, der beste Spieler der Geschichte, Volksheld in China und großes Vorbild von Pascal Cheng. „Ich mag seine Spielweise mit den langen Ballwechsel und dem wahnsinnig hohen Tempo in seinen Beinen“, sagt er. „Außerdem hat er sehr lange durchgehalten.“ Der heute 39-Jährige gewann im Einzel fünfmal die Weltmeisterschaft und war der erste Spieler im Herreneinzel, der den Titel bei Olympia bei zwei aufeinanderfolgenden Spielen (2008, 2012) holen konnte.
Olympische Spiele sind für Pascal Cheng noch Zukunftsmusik. Paris 2024 kommt für ihn zu früh. „Aber Olympia 2028 in Los Angeles ist realistisch“, sagt sein Trainer Rösler. „Das, was er mitbringt, bringt kein anderer Österreicher mit.“ Doch um dieses Ziel zu erreichen, müsste er am Olympiastützpunkt Südstadt trainieren und Profi werden.
Profi im Badminton?
Das ist sogar in Österreich realistisch. Schon jetzt verdient der 16-Jährige ein feines Taschengeld mit Preisgeldern und der Unterstützung von Sponsoren. Was Rösler allerdings stört: „Uns wollen Sponsoren manchmal mit Almosen abspeisen. So etwas lehne ich dann ab. Wir haben Selbstbewusstsein. Der Sport ist toll. Ich glaub daran. Da muss doch mehr drinnen sein.“
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