Die siegenden Holländer: Warum die Niederlande im Sport hoch im Kurs steht
Falls Max Verstappen wirklich darauf gehofft haben sollte, dass der Rummel um seine Person ein wenig nachlässt – nur weil er vier Mal in Folge nicht gewonnen hat – dann muss man ihn enttäuschen: Der Hype um den Formel-Serienweltmeister ist ungebrochen.
Das wird Verstappen an diesem Wochenende wieder am eigenen Leib verspüren, wenn sich beim Heimrennen in Zandvoort einmal mehr alles nur um ihn dreht und sich die ganze Strecke in ein oranges Fahnenmeer verwandelt.
„Vor zehn Jahren hat noch niemand an einen Grand Prix hier gedacht, dass wir das jetzt tun können, ist einfach fantastisch“, sagt der 26-jährige Liebling der Massen. „Hoffentlich wird das noch eine Weile so weitergehen.“
Jagd auf den 4. Titel
Dafür, dass Max Verstappen seit Jahren reihenweise Erfolge einfährt und praktisch ausschließlich auf der Siegerstraße unterwegs ist, tut er sich in seiner Heimat bei der Wahl zum niederländischen Sportler vergleichsweise schwer.
Der Sieger von 61 Formel-1-Rennen konnte die Trophäe erst drei Mal gewinnen, 2023 wurde Rad-Weltmeister Mathieu van der Poel zum Sportler des Jahres gewählt. Zuvor musste Verstappen auch bereits einem Eisschnellläufer den Vortritt lassen.
Auch 2024 sieht’s für Verstappen schlecht aus. Selbst dann, wenn er sich zum vierten Mal in Folge zum Formel-1-Weltmeister krönt. Was bei 78 Punkten Vorsprung auf den ersten Verfolger Lando Norris wohl nur mehr Formsache sein sollte.
In den Niederlanden stehen aber gerade andere Athleten höher im Kurs als der aktuell beste Rennfahrer der Welt. Die Olympischen Sommerspiele in Paris wurden für die Niederlande zum Sommermärchen.
Mit 34 Medaillen, darunter 15 in Gold, erzielte das Team Oranje das beste Ergebnis der Geschichte und landete im Medaillenspiegel auf Rang sechs – noch vor Deutschland und Großbritannien, zwei Ländern mit deutlich mehr Einwohnern.
Heimat der Stars
Beeindruckend ist vor allem, wie breit gefächert bei den siegenden Holländern in Paris die Goldenen waren. Von Hockey bis Rudern, von Segeln bis zur Leichtathletik, vom Schwimmen bis zum Radfahren, selbst im Basketball (3x3) waren die Niederländer obenauf.
Diese glänzende Entwicklung zu einer echten Sommer-Sportgroßmacht ist von langer Hand geplant. Praktisch alle Medaillen von Paris haben ihren Ursprung in Papendal in Arnheim.
Dort steht das gleichnamige Sportförderungszentrum, in dem seit Jahrzehnten Talente zu Siegern geformt werden und alle olympische Sportarten neben- und vor allem miteinander ein Zuhause haben.
Auf einer Fläche von 160 Hektar finden sich ein riesiger Sportkomplex mit Leichtathletik-Anlagen, Tennisplätzen, Turnhallen und anderen Anlagen wie ein BMX-Kurs oder ein Parcours für Dressurreiter. Dazu ein Zentrum für Leistungsdiagnostik und Forschung sowie ein Hotel.
Von der Zusammenarbeit und Bündelung der Kräfte in Papendal profitiert der gesamte Spitzensport im Land. Schon bei den Sommerspielen 2021 in Tokio waren die Niederländer im Medaillenranking vor Frankreich, Deutschland und Italien gelegen.
Und wäre Darts olympisch, dann hätte das Land noch einen weiteren Spitzensportler. Michael van Gerwen hat der Wirtshaussport zum Superstar und Multimillionär gemacht, der 35-Jährige hält zahlreiche Darts-Rekorde und hat in seiner Karriere allein an Preisgeldern mehr als 10 Millionen Euro verdient.
Von solchen Prämien kann Jutta Leerdam nur träumen. Auch wenn sie als Eisschnellläuferin in ihrer Heimat wie eine Eisheilige verehrt wird. Geht’s nach den sozialen Medien dann ist die 25-Jährige aktuell sogar der größte Star, den der Wintersport zu bieten hat. 4,5 Millionen Menschen folgen Leerdam auf Instagram.
Daneben wirkt sogar der neue niederländische Wintersportimport mit seinen 738.000 Followern wie ein Nobody. Marcel Hirscher, der bei seinem Comeback für das Heimatland seiner Mama antritt, nährt die Hoffnungen auf die erste niederländische Skimedaille.
Ob sich dann auch die Skipisten in ein oranges Fahnenmeer verwandeln werden, muss sich freilich erst noch zeigen.
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