Hirscher als Ski-Holländer: Viele Bestzeiten, aber keine Rennen
Im Grunde hätte sich Marcel Hirscher die weite Reise nach Neuseeland auch sparen können. Der 8-fache Gesamtweltcupsieger ist ja vordergründig nicht deshalb um die halbe Welt gejettet, weil es sich im fernen Ozeanien gerade so gut Skifahren lässt.
Die Mission war ursprünglich ganz eine andere: Weil der einstige ÖSV-Superstar Marcel Hirscher bei seinem Comeback als Niederländer für die FIS-Computer ein Nobody ist, benötigt der 35-Jährige dringend Rennen und Punkte, um sich im offiziellen FIS-Ranking nach vorne zu arbeiten – und damit auch in der Startliste.
Denn selbst ein Seriensieger wie Hirscher wäre zu seinen Glanzzeiten auf verlorenem Posten gewesen, hätte er einen Slalom oder Riesentorlauf mit Nummer 70 in Angriff nehmen müssen. Deshalb also der mühsame Sommer-Trip nach Neuseeland, wo im August schon einige kleine Rennen auf dem Programm stehen.
Aber ob sich Marcel Hirscher dann auch tatsächlich in Neuseeland wieder eine Startnummer umhängt und seine alpine Premiere als Neo-Niederländer geben wird, ist aus heutiger Sicht mehr als unwahrscheinlich. „Ich habe super Trainingsbedingungen, dafür opfere ich auch gerne Rennen“, betonte der Routinier.
Marcel Hirscher ist inzwischen nicht mehr auf Starts bei kleinen FIS-Rennen angewiesen. Für den Rekordsieger im Gesamtweltcup wurde vom Weltverband FIS eine Sonderregelung ins Leben gerufen, die manche Kritiker als Lex Hirscher bezeichnen.
Der Altstar muss sich nicht durch die harten Mühlen der FIS-Rennen quälen, sondern wird beim Weltcup-Auftakt Ende Oktober in Sölden in den Genuss einer Wildcard kommen, die es ihm ermöglicht, mit Nummer 31 ins Rennen zu gehen.
Das erleichtert einiges für Hirscher, der sich deshalb ganz auf das Trainieren und Testen konzentrieren kann. Und das hat der Salzburger auch notwendig. Denn auch wenn Hirscher in den letzten Wintern immer auf der Piste zu finden war, die fünf Jahre Pause lassen sich nicht wegleugnen. „Das ist eine große Aufgabe“, gesteht er.
Große Herausforderung
„Es geht darum, wieder körperlich fit zu werden. Die Schwünge müssen passen und ich muss auch die Geschwindigkeit wieder finden.“
Die wegweisende Entscheidung, ein Comeback in Angriff zu nehmen, hat Marcel Hirscher bis heute nicht bereut. „Ich habe eine Riesenfreude, dass ich das machen darf. Es ist lässig, wieder schnelle Schwünge fahren zu können.“
Marcel Hirscher fährt bei seinem Comeback ein neues Material als früher (Van Deer Red Bull) und unter anderer Flagge. Eine Sache hat sich allerdings nicht geändert. Der Champion fährt auch heute noch Bestzeiten. „Sogar sehr viele“, betont Hirscher mit einem Schmunzeln. „Aber ich fahre auch immer alleine.“
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