Man kann sagen, der Alltag ist eingekehrt. Das Klima ist gewöhnungsbedürftig. Der größte Unterschied zu Österreich, abgesehen von der Hitze, ist, dass hier jeder Tag gleich ist. Immer blauer Himmel, immer Sonne, immer heiß. Seit ich hier bin, hat es fünf Regentage gegeben.
Zum Football: Warum läuft es für die Cardinals nach dem tollen Start nicht mehr so gut?
Ja, es stockt ein bisschen. Sorgen mache ich mir aber keine. Das ist immer noch die NFL, hier kann jeder jeden schlagen. Unsere Bilanz ist nicht schlecht, und wir sind auch schon fix im Play-off. Da kommt es dann drauf an. Am Ende interessiert keinen mehr, wie du in der Saison abgeschnitten hast, es zählen nur die Spiele im Play-off.
Sie sind bei Spielen nicht dabei und „nur“ im Trainingskader. Wie kann man sich Ihre Rolle als Ersatzspieler vorstellen?
Bis auf die Spiele machen wir fast alles gemeinsam, also das Training auf dem Feld und die Meetings. Nur in der Kraftkammer sind wir in kleinere Gruppen aufgeteilt. Die Rolle als Ersatzspieler war gerade zu Beginn schon etwas komisch. Zu Hause war ich es gewohnt, eine wichtige Rolle zu spielen.
Sie hätten auch in den Matchkader hochgezogen werden können. Wie nah war Ihr erster Einsatz in einem NFL-Spiel?
Während der Saison ist nicht die Zeit für die Spieler aus dem Practicesquad. Man muss sich unterordnen und darf im Training nicht zu hart rangehen. Da stehen die Spieler, die am Wochenende auch spielen, im Vordergrund. Die darf man nicht verletzen und muss alles geben, damit die besser werden.
Als sich der beste Tight End, was ja Ihre Position ist, im Team verletzt hat, hatten Sie da Hoffnung auf Einsätze? Nicht lange, die Cardinals haben gleich Ersatz verpflichtet. Aber Spaß beiseite, ich habe meinen Platz als „International Player“, das macht es kompliziert. Damit ich zu einem Spiel komme, müssten die Cardinals einen anderen Spieler aus dem Practicesquad entlassen und mir seinen Platz geben. Drei Wochen später dürfte ich dann spielen. Ganz ehrlich: Wenn ich ein Verantwortlicher des Klubs wäre, würde ich das auch nicht machen.
Was bedeutet das für Ihre Zukunft bei den Cardinals?
Ich werde in der Off- und Pre-Season ziemlich sicher bei den Cardinals sein. Dann werde ich im Training Gas geben und dann sehen, in welchen Kader ich komme. Den Platz für einen „International Player“ hat der Klub für drei Jahre. Aber natürlich will ich spielen.
Ein anderer Österreicher könnte es im Sommer in die NFL schaffen. Kennen Sie Bernhard Raimann?
Na klar! Ich war bei den Vienna Vikings sein Quarterback. Jetzt spielt er eine andere Position, er ist ein sehr athletischer O-Liner. Genau solche großen Leute, die auch beweglich sind, suchen sie in der NFL. Der Bernhard wird im Draft gewählt werden, die Frage ist nur, in welcher Runde. Ich traue ihm die erste Runde zu.
Zur aktuellen Saison: Wer sind Ihre Favoriten?
Die Packers sind stark, die Cowboys und die Rams auch. Ein Blick auf die letzten Jahrzehnte zeigt aber: Tom Brady ist im Play-off immer am gefährlichsten. Deshalb gehören die Buccaneers zu den Top-Favoriten. Und natürlich wir!
Die NFL kämpft mit Corona-Fällen. Wie erleben Sie die Situation mit Covid-19?
Was Football betrifft, gibt es ein ganz klares Protokoll. Das Testen in der Früh gehört schon zur Routine. Nervig finde ich nur die Maske in der Kraftkammer, die muss aber sein. Abseits des Sports gehen die Leute hier in Arizona für meine Begriffe eher lasch mit dem Thema um. Für mich persönlich ist Social Distancing hier um einiges leichter als in Wien. Weil alles viel weitläufiger ist und nicht so eng.
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