Verstappen oder Hamilton: Fünf Punkte, auf die es im WM-Finale ankommt
Acht Punkte sind es nur noch, die Mercedes-Star Lewis Hamilton vom WM-Führenden Max Verstappen (Red Bull) trennen. Zwei Rennen sind heuer noch zu fahren, weshalb die Formel-1-Gemeinde auf eine der spannendsten Saisonentscheidungen seit vielen Jahren zusteuert.
Zwar könnte Verstappen schon im vorletzten Rennen in Saudi-Arabien (5. Dezember) seinen Premierentitel feiern, doch danach sieht es nach der jüngsten Demonstrationsfahrt von Hamilton in Katar am vergangenen Sonntag nicht aus.
Worauf wird es ankommen in den ausstehenden beiden Rennen? Wer hat die besseren Karten?
- Die Form
„Er ist voll da. Brutal und kaltblütig“, sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Der Wiener beschreibt die Wandlung seines Superstars eindringlich. Man habe „den Löwen in ihm geweckt“, sagt er über den siebenfachen Weltmeister. "Das ist der beste Lewis, den wir je gesehen haben. Er schafft es, aus der Not heraus Superkräfte zu entwickeln."
Tatsächlich spricht die aktuelle Form für die Silberpfeile und Hamilton, der in den vergangenen beiden Wochen in dem engen Titelduell elf Punkte auf Verstappen gutmachen konnte.
- Das Team
Verstappen fehlte schlicht die Geschwindigkeit, um in Katar mithalten zu können. Selbst ohne Startplatzstrafe wäre es für den 24-Jährigen kaum möglich gewesen, mit dem Titelverteidiger an der Spitze lange auf Augenhöhe zu liegen. Während Mercedes das Auto kontinuierlich verbesserte, schaffte Red Bull schon in den Trainings und im Qualifying kein perfektes Setup des Boliden und schwächelte.
„Wir wollen stärker zurückkommen in Saudi-Arabien und dann sehen, was in Abu Dhabi noch möglich ist“, sagte Verstappen. Die zuletzt drei Rennen innerhalb von drei Wochen (Mexiko, Brasilien, Katar) zeigten bei der gesamten Crew Wirkung, die Mercedes-Mannschaft wirkte im beinharten Duell etwas stabiler. Der Druck ist hoch: Schon der kleinste Fehler bei der Abstimmung des Autos oder bei einem Boxenstopp kann die WM entscheiden.
Dabei geht es nicht nur um den prestigeträchtigen Fahrertitel. In der Konstrukteurswertung liegen die beiden Teams nur fünf Punkte auseinander. Und dort steckt das große Geld drinnen. Der Bonus für den Konstrukteursweltmeister belief sich in der vergangenen Saison auf 76 Millionen US-Dollar.
- Die Strecken
„Ich bin sehr positiv vor den nächsten Rennen. Sie sollten unserem Auto liegen“, sagt der selbstbewusste Hamilton. Tatsächlich scheint vor allem der nächste Grand Prix, das Premierenrennen in Saudi-Arabien, maßgeschneidert zu sein für den Silberpfeil. Der neue Stadtkurs ist nicht nur der zweitschnellste im Formel-1-Kalender (nach Monza), sondern auch der zweitlängste (nach Spa). Da dürfte der zuletzt gesehene Motorenvorteil von Mercedes wieder stärker ins Gewicht fallen.
Beim Finale in Abu Dhabi scheint das Kräfteverhältnis ausgeglichener zu sein. Mercedes-Piloten gewannen zwar sechs der jüngsten sieben Rennen auf dem Yas Marina Circuit, aber gerade im Vorjahr holte Verstappen Rennsieg und Poleposition auf dem Kurs, der nicht gerade zum Überholen einlädt. Auch dieser Umstand könnte mitentscheidend sein.
Womöglich braucht Verstappen aber gar nicht bis zum letzten Grand Prix. Die Szenarien, wie der Niederländer schon in Saudi-Arabien Weltmeister werden kann, finden Sie hier:
- Verstappen gewinnt und holt zugleich den Extrapunkt für die schnellste Rennrunde, Hamilton belegt maximal Platz sechs
- Verstappen gewinnt ohne schnellste Rennrunde, Hamilton belegt maximal Platz sieben
- Verstappen wird Zweiter ohne schnellste Rennrunde, Hamilton holt keine Punkte
- Verstappen wird Zweiter und holt zugleich den Extrapunkt für die schnellste Rennrunde, Hamilton belegt maximal Platz zehn
- Der Druck
Der Druck ist für beide WM-Kontrahenten enorm, dennoch ist die Ausgangslage unterschiedlich. Verstappen sah vor ein paar Wochen schon wie der sichere Gesamtsieger aussah, nun befindet er sich im Verteidigungsmodus - und holt dabei stets das Maximum heraus. In Katar war dies Platz zwei sowie der Extrapunkt die schnellste Rennrunde.
Hamilton hat als Jäger formal leichteres Spiel - doch auch für ihn geht es um Großes. Mit dem achten WM-Titel wäre er nicht nur alleiniger Rekordhalter, er hätte der Welt auch bewiesen, dass er es mit einem Jahrhunderttalent aus einem anderen Team aufnehmen konnte. Sechs seiner bisher sieben Weltmeisterschaften gewann er entweder gegen den Teamkollegen oder im überlegenen Auto frühzeitig. Den letzten engen Kampf verlor er im Finale in Abu Dhabi 2016 gegen Teamkollege Nico Rosberg.
- Die Teamkollegen
Welche Rollen den Teamkollegen von Hamilton und Verstappen zukommt, ist nicht eindeutig zu beantworten. Sowohl Valtteri Bottas im Mercedes als auch Sergio Pérez bei Red Bull schwanken in ihren Leistungen von Tag zu Tag enorm. Im Endeffekt sind die beiden WM-Anwärter auf der Strecke seit Wochen auf sich alleine gestellt. Auch darin steckt ein Reiz dieses Duells.
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