Und plötzlich ist der Brite wieder ein heißer Kandidat auf den Titel. Nur noch 14 Punkte trennen ihn von Max Verstappen, der am Sonntag Zweiter wurde – und damit das Maximum herausholte. Drei Rennen sind heuer noch zu absolvieren. Die Entscheidung wird in der Wüste fallen. Entweder in Saudi-Arabien oder erst beim Finale in Abu Dhabi.
Mit seinen 36 Jahren ist Lewis Hamilton in der Form seines Lebens. Mit großem Speed, den er natürlich auch seinem Auto verdankt, überholte er Konkurrent um Konkurrent. Bemerkenswert ist aber auch Hamiltons Übersicht im Kampf Mann gegen Mann. Er fuhr hart, vermied aber viele mögliche Kollisionen. Auch, als er am Sonntag einen Crash mit Verstappen verhindern konnte.
Mit Lobeshymnen bedacht wurde der Brite nach dem Rennen. „Das war eine der besten Fahrten, die ich in der Formel 1 je gesehen habe“, twitterte Ex-Weltmeister Damon Hill. „Das war sicher eine der besten Vorstellungen, die ich von ihm je gesehen habe“, schwärmte auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff nach dem 101. Sieg Hamiltons. Der Guardian schrieb: „Er legte ein Weltmeisterrennen hin gegen Umstände, die einen schwächeren Mann in die Knie gezwungen hätten.“ Und auch der Sieger selbst sprach von „einem der besten Wochenenden, die ich je gehabt habe“.
Natürlich hat Verstappen noch immer alle Chancen. 14 Punkte Vorsprung sind nicht nichts. Doch „Mercedes ist ein Meisterwerk gelungen“, befand Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko. „So eine Rakete in dieser entscheidenden Phase herbeizuzaubern ...“. Dazu kommt, dass die Strecken in Katar (21. 11.), Saudi-Arabien (5. 12.) und Abu Dhabi (12. 12.) vom Layout her Mercedes entgegenkommen sollten.
Während die beiden Protagonisten auf der Strecke im heißen Duell kühlen Kopf bewahrten, liegen die Nerven an den Kommandoständen blank. Toto Wolff empfand es als „Sauerei“, dass Verstappen für sein hartes Manöver gegen Hamilton nicht mit einer Fünf-Sekunden-Strafe bedacht wurde. Das hätte nämlich bedeutet, dass der Niederländer nur Dritter hinter Bottas geworden wäre. Zudem werde man in Zukunft jedes Klebeteil am Auto der Konkurrenz infrage stellen: „Die Diplomatie hat geendet.“
Red-Bull-Teamchef Christian Horner wiederum stichelte: „Wir lieben den Wettbewerb, und je mehr sich Toto aufregt, desto mehr Spaß macht es.“
Als Fan darf man sich freuen: Die Fahrer biegen in der Weltmeisterschaft in die Zielgerade ein. Verstappen liegt vorne, doch Hamilton ist im Windschatten und hat den DRS-Flügel offen. Schon lange nicht mehr war ein WM-Finale so spannend wie jenes im Jahr 2021.
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