Die Flüche sind für alle Streaming-Ewigkeiten auf Knopfdruck abrufbar, als Teil der zweiten Staffel der Formel-1-Doku „Drive to survive“ von Netflix (siehe Video unten). Der Boss des US-Teams ist ein seltener und unverhoffter Glücksfall für das Erfolgsformat, von dem es 2023 eine fünfte Staffel geben wird. Steiner jubelt (selten) und zweifelt (meistens) vor laufender Kamera, er lacht (oft) und schimpft (noch öfter) – und ist dadurch zu einem Formel-1-Star der etwas anderen Art geworden. „Ich hab’ das plötzliche Interesse an meiner Person natürlich mitbekommen“, sagt er im KURIER-Gespräch, „auch wenn ich es nicht wirklich verstehe.“
Gesehen habe er die Serie nie, und das werde sich auch nicht ändern, gibt der Motorsport-Manager aus Meran zu: „Weil ich mich nicht ändern mag. Aber genau das könnte vielleicht passieren, wenn ich mich selbst in der Serie sehe.“
Seine Stimme hört Steiner auch nicht gerne im Fernsehen, aber natürlich weiß der impulsive, aber freundliche Sohn eines Fleischers, was er so alles von sich gegeben hat. „In meinem Umfeld erzählt man es mir sofort, sobald eine neue Staffel erschienen ist. Aber meine Frau kennt mich und meine Emotionen. Ich bin ja daheim nicht anders, wenngleich ich selbstverständlich weniger Schimpfwörter verwende.“
Für Haas ist die impulsive und authentische Art des Teamchefs Fluch und Segen. Der Rennstall, dessen Autos in den vergangenen Jahren oft nur dann im Bild waren, wenn sie überrundet wurden, bleibt auch dank Steiner Gesprächsthema. Die eine oder andere Äußerung hat ihn zuletzt aber auch in Erklärungsnot gebracht. Vor allem bei Wortmeldungen zu seinem namhaften Piloten Mick Schumacher. Der Sohn des siebenfachen Weltmeisters aus Deutschland war nach schwachem Saisonbeginn in die Kritik geraten. Als der Teamchef sich nicht immer schützend vor seinen fehleranfälligen Fahrer gestellt hatte, sahen viele Schumachers Karriere in Gefahr.
Kontroverse um Schumacher
Die scheint nun vorerst gebannt, nachdem der 23-Jährige zuletzt zweimal in die Punkteränge gefahren war (Achter in Silverstone, Sechster in Spielberg). Steiner fühlt sich bestätigt: „Wir haben auf das Ziel hingearbeitet, dass Mick erfolgreich wird und schnell fährt. Das haben wir erreicht“, sagt er und fügt genüsslich in Richtung so mancher (deutscher) Medien hinzu: „So unsicher, wie ihr alle geglaubt habt, war Mick nicht.“ Die einzige Folge aus der Kontroverse: Einem Bezahlsender gibt Steiner vorerst kein Interview mehr.
Das dürfte die TV-Station mehr treffen als ihn selbst. Denn zu erzählen hat er nach wie vor viel. Etwa von seinen Anfängen im Motorsport, der in seiner Heimat so gar keine Tradition hat. „Als der Niki in den 70er-Jahren Weltmeister wurde, hat der Boom auch uns in den Bergen von Meran erfasst. Wir haben ja nur österreichisches und deutsches Fernsehen geschaut.“
Lauda war sein erster Held und jener Mann, der den Rallye-Mechaniker 2001 zu Jaguar in die Formel 1 geholt hat. „Als er das erste Mal angerufen hat, war ich schon ergriffen“, erinnert sich Steiner. Bis zu dessen Tod habe sich daran nichts geändert: „Wenn Niki am Hörer war, hat man immer abgehoben.“
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