Liest man die Gesamtsieger-Übersicht der Formel 3, glaubt man eine aktuelle Formel-1-Ergebnisliste in Händen zu halten – 2017: Lando Norris (heute McLaren), 2016: Lance Stroll (Racing Point), 2014: Esteban Ocon (Renault).
„Wer in der Formel 3 ist, der will natürlich in die Formel 1“, sagt Lukas Dunner zum KURIER. Die Nachwuchsklasse ist eine gute und harte Schule. Zwei Rennen werden pro Wochenende gefahren, das nächste schon am Samstag in Spielberg (10.25 Uhr).
Da die zwanzig Fahrer in nahezu identen Rennwagen sitzen, ist die Klasse eine perfekte Referenz für das Leistungsvermögen der Piloten. Gering sind oft die Zeitunterschiede. Dunner fehlten in seinem ersten Qualifying 0,9 Sekunden auf die Spitze. Mehr als Startplatz 22 war nicht drinnen. In der Formel 1 hätte er mit diesem Zeitabstand seinen Wagen in den Top 5 geparkt.
„Ich lerne jeden Tag dazu“, sagt er. Im zweiten Rennen ging es dann schon zehn Plätze nach vorne. Er spricht schon wie ein Formel-1-Pilot, wenn er sagt, dass er sich mit den Pirelli-Reifen noch schwer tue. In der Rennserie Euroformula Open, die er vergangenes Jahr als Gesamt-Dritter beendet hatte, wird mit Michelin-Reifen gefahren, und – man glaubt es kaum – dazwischen sollen Welten liegen. Bei der Euroformula ist Dunner auch heuer wieder am Start, womit er 2020 auf 17 Rennwochenenden in 23 Wochen kommt. „Wenn man einmal Dritter war, sollte man sich schon zum Ziel nehmen, beim nächsten Mal um den Gesamtsieg mitzufahren.“
Corona war bei der Karriereplanung ein Glücksfall. In der Zwangspause konnte die Schule abschließen. Seine Mutter meinte, man brauche ein Absicherung. Ansonsten hat die Familie wenig Bezug zum Rennsport, wenngleich schon der Großvater Berufsfahrer war – als Bus-Chauffeur in Katzelsdorf nahe Wiener Neustadt. „Und er hat das geliebt“, sagt Enkel Lukas.
Ob es für ganz oben reicht, wird sich bald zeigen. Viele Ausrutscher darf man sich im Sichtfeld der Königsklasse nicht erlauben. „In dem Jahr, in dem es sich entscheidet, muss alles zusammenpassen. Man kann noch so ein guter Fahrer sein, und womöglich klappt es dennoch nie.“
Neben Talent und Glück braucht es vor allem auch Geld. Der private Simulator, auf den auch die McLaren-Stars schwören, kostet 40.000 Euro. Will er in die Formel 2 aufsteigen, sind mehr als eine halbe Million Euro einzuzahlen. Mit Novomatic hat Dunner jedenfalls einen potenten Sponsor auf der Brust.
Das Ziel, erster österreichischer Formel-1-Pilot seit Christian Klien 2010 zu werden, ist in Sichtweite, der Weg noch weit. „Es ist ein schönes, aber auch ein bisschen ein trauriges Gefühl, wenn man die einzige Hoffnung ist. Ich nehme nicht nur die Aufmerksamkeit wahr, sondern auch den Druck.“
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