Verstappen und Hamilton haben die Saison vom ersten Rennen an geprägt. Die beiden alles überragenden Topstars degradierten 18 hervorragende Rennfahrer zu Statisten. Der Finne Valtteri Bottas, der im gleichen Mercedes wie Hamilton sitzt, hat bereits 151,5 Punkte Rückstand. Sergio Pérez im Red Bull fehlen gar 179,5 Punkte.
Auch bei der Rennpremiere in Saudi-Arabien am Sonntag konzentrierte sich alles auf die beiden Spitzenreiter.
Verstappen erhielt im Rennen eine Fünf-Sekunden-Strafe und nachträglich noch zehn Sekunden für eine Aktion, über die sich Hamilton richtig aufregte. „Er ist sicher über dem Limit“, sagte der 36-jährige Brite. „Ich habe so viele Kollisionen mit ihm vermieden.“ Einige Fahrer an der Spitze würden entweder nicht an die Regeln denken – oder denken, dass diese für sie nicht gelten.
Hamilton sprach jene Szene an, in der er dem Red Bull von Verstappen ins Heck fuhr. Der Niederländer hatte zuvor unerlaubt die Strecke verlassen und erfahren, dass er Hamilton passieren lassen soll. Verstappen verlangsamte an ungewohnter Stelle und ruckartig, Mercedes sprach von einer Bremsverzögerung von 2,4 g – das ist deutlich mehr, als jedes zivile Auto erreichen kann. Mit beschädigtem Frontflügel schaffte es Hamilton am Ende doch noch, vor seinem Widersacher über die Ziellinie zu kommen.
„Max fährt, als säße er noch im Kart“, beschwerte sich Hamilton. „Er fährt im Zweikampf viel zu schnell in die Kurven rein und hofft auf das Beste. Für mich ist klar, dass ein Rennen zwischen den weißen Linien stattzufinden hat. Ich glaube, das verstehen alle Fahrer, nur einer nicht.“
Verstappen sah die Szene gänzlich anders: „Ich wollte ihn vorbeilassen, also bin ich auf die rechte Seite, aber er wollte nicht überholen und dann haben wir uns berührt.“ Die Siegerehrung in Saudi-Arabien hat der 24-Jährige rasch und ohne Handshake verlassen: „Da war kein Champagner dabei. Das hat keinen Spaß gemacht!“
Zumindest beide Teamchefs glauben nicht, dass es in Abu Dhabi zu einem unwürdigen Ende der Saison kommen wird, also zu einer Kollision. „Es gab genug Warnschüsse, dass es in Abu Dhabi hoffentlich nicht eskalieren wird“, glaubt Mercedes-Teamchef Toto Wolff und hofft: „Niemand kann sich ein Saisonende leisten, in dem der WM-Kampf nicht auf der Rennstrecke ausgetragen wird. Wenn am Ende Max gewinnt, dann habe ich damit kein Problem. Aber es muss einfach ein faires Rennen sein.“ Kollege Christian Horner von Red Bull versprach: „Wir wollen diese WM auf der Rennstrecke gewinnen und nicht anderswo.“ Der 48-Jährige betont aber auch, dass es angesichts der „Dominanz von Mercedes“ in den vergangenen Jahren schon eine großartige Leistung sei, punktegleich ins Finale zu gehen.
Unversöhnlich war zumindest am Sonntagabend in Jeddah nur Helmut Marko. Der Motorsportberater von Red Bull war richtig grantig und warf den Regelhütern Benachteiligung vor. „Man kann nicht mit zweierlei Maßstäben messen. Wenn sich ein siebenfacher Weltmeister verschätzt, kann das passieren, aber nicht zu unseren Lasten“, sagte der 78-jährige Grazer. Die Stewards sahen den Fehler allerdings bei Verstappen. Die nachträgliche Zehn-Sekunden-Strafe war für das Ergebnis dann aber ohne Folge.
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