Selbst wenn sich Liberty Media und der Tech-Riese über eine Zusammenarbeit einigen, ändert sich unmittelbar vermutlich wenig. Die Formel 1 hat in jedem Land einen eigenen Fernsehvertrag abgeschlossen, mit sehr unterschiedlichen Laufzeiten. ORF und ServusTV sind noch bis mindestens 2026 mit von der Grand-Prix-Partie, Sky Deutschland sogar bis 2027. Dass neue Rechteinhaber in bestehende Verträge eingreifen, gilt als eher unwahrscheinlich.
Zudem betreibt die Rennserie mit F1TV selbst eine aufwendige Streaming-Plattform, auf der um lediglich 65 Euro pro Jahr jedes Training, Qualifying und Rennen (und sogar jeder Boxenstopp) live zu sehen ist. Wenn man will, kann man dort sogar das gesamte Rennen aus der Cockpit-Perspektive von Max Verstappen verfolgen.
Apple will Marktmacht und Kunden
Doch für die mittlere Zukunft könnte sich eine Revolution anbahnen. Unternehmen wie Apple sind im Gegensatz zu den klassischen Fernsehanstalten eher nicht daran interessiert, Sublizenzen zu vergeben. Sie wollen die Kunden auf ihre Plattformen locken und halten, im Fall von Apple ist das AppleTV.
Branchenexperten sehen in dem Vorstoß Parallelen zum Musikmarkt, den die digitalen Konzerne wie Apple, Amazon oder Google mit ihren eigenen Streaming-Plattformen grundlegend verändert haben und mittlerweile dominieren.
Das Interesse der großen Digitalkonzerne an Live-Sport ist nicht ganz neu, wird aber mittlerweile aggressiv geführt. Bei einem Teil der NFL-Übertragungsrechte im American Football, dem Volkssport in den USA, hatte zuletzt Google mit seinem Kanal YouTube den Rivalen Apple ausgestochen. Dafür zahlt Google viele Milliarden, doch die sind wohl gut investiert: Laut US-Erhebungen aus dem Jahr 2021 waren 95 der 100 meistgesehenen Programme Sportübertragungen.
Die Formel 1 hat alle Trümpfe in der Hand
"Ich glaube an das Geschäftsmodell mit Live-Sport", sagte in diesem Jahr auch Mercedes-Teamchef und Investor Toto Wolff in einem KURIER-Gespräch. Vor allem Premiumsportarten wie die Formel 1 profitieren von den neuen Mitbewerbern am Markt.
Den jüngsten Hype verdankt die Raserei auch den neuen Medien. Mit "Drive to Survive" hat Netflix vor einigen Jahren eine Dokuserie geschaffen, die Standards gesetzt hat und bis heute ihresgleichen sucht in der Sportwelt. Vor allem in den USA hat man dadurch neue, jüngere und auch weibliche Zielgruppen erschlossen. Kein Wunder, dass die Formel 1 in Amerika seit dieser Saison drei Grands Prix veranstaltet, mit der Premiere in Las Vegas im November als Highlight.
Für die klassischen Medienunternehmen brechen durch die jüngsten Entwicklungen stürmische Zeiten an: "Es ist schwierig, wenn du mit jemanden konkurrierst, der nicht mit den gleichen finanziellen Regeln spielt", sagte dazu Bob Iger. Der Amerikaner ist CEO vom finanziell auch nicht gerade schwach aufgestellten Walt-Disney-Konzern, der über ESPN im Sportfeld tätig ist.
Dass Apple kein Unbekannter ist im Fahrerlager, zeigt nicht nur der Hollywood-Film mit Brad Pitt. Der Konzern produzierte in der Vergangenheit bereits eine exklusive TV-Dokumentation über Rekordweltmeister Lewis Hamilton. Im vergangenen Jahr wurde Apple-CEO Tim Cook beim Rennen in Texas die Ehre zuteil, die schwarz-weiß karierte Zielflagge zu schwenken. Am Ziel scheint man aber noch lange nicht zu sein.
Kommentare